Die Chemotherapie Stark gegen Krebs – belastend für die Patientin Kaum eine Therapie erzeugt so viele Sorgen und Ängste wie eine empfohlene Chemotherapie. Fragen wie Soll ich mir das zumuten? Schwäche ich meinen Körper nicht dadurch, anstatt ihn gegen den Tumor fit zu machen? Wie soll ich das Alles durchstehen? kreisen in unserem Kopf. 1. Geht das nicht sanfter? Das ist die zentrale Frage, die im Vorfeld umfassend geklärt werden muss. Denn spätere Zweifel an der Notwendigkeit der Chemotherapie sind eine Belastung, die es Ihnen schwer macht mit den unvermeidlichen Nebenwirkungen umzugehen. Grundsätzlich wird Ihnen Ihr behandelndes Team nur dann eine Chemotherapie nahelegen, wenn sich dadurch Ihre Heilungschancen bei vertretbaren Nebenwirkungen erhöhen (beim frühen Brustkrebs) Ihre tumorbedingten Beschwerden gelindert werden (beim metastasierten Brustkrebs) Ausschlaggebend sind hierbei insbesondere die genaue Art und Schwere Ihrer Erkrankung und das damit verbundene Rückfallrisiko. Für die Einschätzung Ihres Rückfallrisikos, sowie für die optimale Behandlung Ihrer Krebserkrankung sind auch die biologischen Eigenschaften des Tumors von großer Bedeutung. Während die Chemotherapie beispielsweise für die Behandlung von Hormon-Rezeptor-negativen Tumoren quasi „nicht wegzudenken“ ist, kommen insbesondere bei Hormon-Rezeptor-positiven Tumoren teilweise auch schonendereTherapien wie die Antihormontherapie in Frage. Die Antihormontherapie ist wohl das bekannteste Beispiel für eine zielgerichtete Therapie. Ob zielgerichte Therapien im Einzelfall ausreichen oder aber mit einer Chemotherapie kombiniert werden sollten, hängt von vielen weiteren Faktoren ab, die in den entsprechenden AGO Leitlinien festgelegt werden. Bei manchen Tumortypen stehen allerdings noch keine oder nur wenige zielgerichteten Therapien zur Verfügung und die Chemotherapie bleibt das Mittel der Wahl. Zudem können auch zielgerichtete Therapien teilweise sehr belastende Nebenwirkungen haben. Chemo ja, nein oder vielleicht doch? Das ist eine schwerwiegende Entscheidung, bei der Sie sich von Ihrem Arzt / Ihrer Ärztin umfassend beraten lassen sollten. Stellen Sie alle Ihre Fragen im Vorfeld, damit Sie besser einschätzen können wie stark sich Ihre Heilungs- / Überlebenschancen durch diese Therapie verbessern und mit welchen Nebenwirkungen sie normalerweise rechnen müssen. Entscheidungsrelevant sind hierbei medizinische Aspekte, aber natürlich auch Ihre Lebenssituation und Ihre persönlichen Vorstellungen. Eine junge Frau wird vermutlich andere Prioritäten setzen als eine hochbetagte Patientin. Vielleicht möchten Sie sich zusätzlich mit anderen Frauen austauschen, die bereits eine Chemotherapie machen oder gemacht haben? Wie ist es diesen Betroffenen während der Therapie gegangen? Wie sind sie etwaigen Alltagsproblemen oder Nebenwirkungen begegnet? Womit haben sie gute Erfahrungen gemacht? Dann kontaktieren Sie doch einfach eine unserer Regionalgruppen und / oder kommen Sie zu einem unserer Gruppentreffen. Mamazone hat viele Regionalgruppen in ganz Deutschland und falls sich keine Gruppe in Ihrer Nähe findet bietet sich vielleicht eines der mamazone Online-Treffen für Sie an. Grund zur Hoffnung Es wird viel daran geforscht herauszufinden, wann auf eine Chemotherapie verzichtet werden kann, welche Chemotherapie in welchen Situationen die größten Erfolgschancen hat und wie Tumore noch gezielter bekämpft werden können. Wir können also auf immer schonendere und doch hochwirksame Therapieoptionen hoffen. Beispielsweise wird derzeit in der Fachwelt diskutiert, in welchen Fällen bei triple positven Tumoren, (also Tumoren, die die beiden Hormonrezeptoren ER und PR aufweisen und zudem HER2 positiv sind) auf eine bislang angezeigte Chemotherapie eventuell verzichtet werden könnte. Sehen Sie hierzu auch den Vortrag „Dreimal plus - Der triple positive Tumor“ den Hr. Prof. Dr. med. Christian Dannecker in 2021 auf unserem Diplompatientinnen-Kongress gehalten hat (nur für Mitglieder freigeschaltet) Last but not least Seien Sie kritisch, wenn Ihnen „sanfte Heilung“ von Ihrer Krebserkrankung abseits der Schulmedizin versprochen wird! Oft wird in diesen Fällen aus Ihrer Not ein Geschäft gemacht. Gefährlich wird das insbesondere, wenn Sie dadurch das Zeitfenster überschreiten, in dem eine schulmedizinische Behandlung noch zur Heilung geführt hätte. Längst werden auch von Schulmedizinern wissenschaftlich belegte „sanfte Methoden“ wie Naturheilmittel, Ernährung und Sport und anderes, komplementär (begleitend) aber eben nicht alternativ zur schulmedizinischen Krebsbehandlung eingesetzt. Siehe hierzu AGO Leitlinie Komplementärmedizien 2. Das Wirkprinzip der Chemotherapie Warum ist die Chemotherapie so nebenwirkungsreich? Das liegt am Wirkprinzip der verabreichten Medikamente, die Chemotherapeutika oder auch Zytostatika genannt werden. Diese Medikamente wirken systemisch also im ganzen Körper, denn das Ziel der Chemotherapie ist es möglichst alle Krebszellen abzutöten, also auch solche, die in der Bildgebung noch nicht als Tumore oder Metastasen erkennbar sind. So wird einer Metastasierung und Rezidiven vorgebeugt und es werden bestehende Primärtumoren oder Metastasen verkleinert, manchmal sogar ganz eliminiert. Die Zytostatika schädigen Zellen, die sich gerade teilen und führen so zu deren Absterben. Je schneller und häufiger sich Zellen teilen, desto stärker ist dieser Effekt. Tumorzellen zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich besonders schnell und häufig teilen. Deshalb kann man sie mit der Chemotherapie sehr gut bekämpfen. Allerdings teilen sich auch gesunde Körperzellen und werden durch die Zytostatika ebenfalls geschädigt, wenn auch nicht so stark wie Tumorzellen. Besonders betroffen sind unter den gesunden Zellen diejenigen, die sich natürlicherweise häufig teilen. Das sind die blutbildendenden Zellen des Knochenmarks, die Zellen der Haarwurzeln, die Magen- und Darmschleimhautzellen sowie die Zellen der Mundschleimhaut. Das ist auch der Grund für die häufigen und durchaus belastenden Nebenwirkungen. 3. Chemozyklen – dem Körper Pausen zur Erholung gönnen Die Chemotherapie erfolgt nach einem klar definierten vorab in Studien geprüften Plan, der die vorgesehenen Dosierungen und die zeitlichen Abstände der Medikamentengabe vorgibt. Üblicherweise werden die Medikamente „im Block“ verabreicht, an den sich eine Pause anschließt. Einen derartigen Behandlungsabschnitt bezeichnet man als Zyklus. In den Behandlungspausen von zwei bis drei Wochen Dauer können sich gesunde Gewebe und Organe von den zellschädigenden Wirkungen der Zytostatika erholen. In der Regel folgen vier bis sechs Zyklen aufeinander. mamazone Tipp Planen Sie Unternehmungen und Aufgaben, bei denen Sie einigermaßen fit sein sollten, jeweils gegen Ende eines Zyklus. In diesem Zeitraum geht es Ihnen erfahrungsgemäß besser als in den ersten Tagen nach der Gabe der Chemotherapeutika. So können Sie Aufgaben leichter erledigen, Unternehmungen besser genießen. 4. Zytostatika – Viele Medikamente stehen zur Auswahl Bei einer Brustkrebs-Chemotherapie kommen im wesentlichen Zytostatika aus den Wirkstoffgruppen Antrazykline, Taxane und Platinderivate zum Einsatz. In jeder dieser Wirkstoffgruppen stehen mehrere verschiedene Medikamente zur Verfügung. Je nach Tumortyp eignen sich Chemotherapeutika mal aus der einen, mal aus der anderen Wirkstoffgruppe besser für Ihre Therapie. Auch haben diese Medikamente teilweise ein unterschiedliches Nebenwirkungsprofil, das Ihr Ärzteteam der Festlegung Ihres Chemo-Behandlungsplanes berücksichtigen wird. Sehen Sie hierzu auch Vorträge, die auf unseren Diplompatientinnen-Kongressen gehalten wurden (nur für Mitglieder freigeschaltet) "Die P4 Studie - Neues vom PITX2 Test" von Herrn Dr. med. Dipl. med. Stefan Paepke, 2021 "Fallstricke bei der Wahl der richtigen Chemotherapie - Neue Möglichkeiten durch den molekularen PITX2-Test" von Herrn Prof. Dr. Olaf G. Wilhelm, 2018 5. Vor Beginn der Therapie Fruchtbarkeit erhalten Patientinnen, die zum Diagnosezeitpunkt noch ihre Menstruation haben, kommen durch die Chemotherapie häufig ganz plötzlich in die Wechseljahre, denn die Behandlung beeinträchtigt die Funktion der Eierstöcke. Ob die Funktion der Eierstöcke nach Abschluss der Behandlung wieder einsetzt ist abhängig vom Alter der Patientin und der Wahl der Zytostatika. Je jünger die Patientin ist, umso wahrscheinlicher ist dies. Sie können aber Ihre Chancen auf eine spätere Schwangerschaft durch geeignete Maßnahmen vor Beginn der Chemotherapie deutlich erhöhen. Bitte sprechen Sie über Ihren Kinderwunsch frühzeitig mit Ihrem Ärzteteam und beachten Sie hierzu unsere Informationen zum Thema Kinderwunsch und Brustkrebs Der Port – Dein Freund und Helfer Die meisten Chemotherapeutika werden als Infusionen verabreicht. Dann ist die Implantierung eines Portkatheters, kurz Port genannt, praktisch immer anzuraten. Es handelt sich dabei um eine Art „Trichter“ bestehend aus einer kleinen Kammer mit einer Membran und einem Katheterschlauch, der in eine große Vene mündet. Implantiert wird der Port unterhalb des Schlüsselbeins (auf der Gegenseite der Brustkrebserkrankung). Die Anlage erfolgt in der Regel ambulant und unter örtlicher Betäubung vor Beginn der Chemotherapie. Um die Chemotherapeutika zu verabreichen wird dann durch die Portmembran mit einer Kanüle gestochen und die Substanzen gelangen einfach und sicher in ein großes Blutgefäß. Der Port Hilft, die Armvenen zu schonen: Chemotherapeutika reizen die Gefäßwände und können in den schmalen Armvenen zu Venenentzündungen führen. Mit einem Port werden die Zytostatika direkt in die großen Herzvenen geleitet und sehr schnell verdünnt. So werden Ihre Blutgefäße geschont. Zudem kann der Port natürlich auch für die Infusion von anderen Medikamenten oder für Blutabnahmen genutzt werden. ermöglicht das Risiko, dass Zytostatika versehentlich in umliegendes Gewebe eindringen, praktisch auszuschließen: Wenn Zytostatika versehentlich neben die Blutbahn laufen, schädigen sie das umliegende Gewebe. Anders als bei den Armvenen besteht das Risiko „danebenzustechen“ bei einem Port praktisch nicht. Kleiner Wermutstropfen: Sie werden ein Narbe unterhalb des Schlüsselbeins behalten. Detailliertere Informationen zum Thema "Port" finden Sie beim Krebsinformationsdienst 6. Adjuvant, neoadjuvant, palliativ Wenn eine Chemotherapie indiziert ist, wird diese beim frühen Brustkrebs meist neoadjuvant, also vor der Operation gegeben. Der Brusttumor verkleinert sich dann normalerweise, und man kann das Ansprechen sehr gut überprüfen in der Brustdiagnostik. Da in den „neuen“ Tumorgrenzen operiert werden darf (gleiche onkologische Sicherheit ist hierfür nachgewiesen) kann die operative Entfernung einfacher werden. Möglich ist auch eine adjuvante Chemotherapie, die in der Regel kurz nach der Operation und vor einer etwaigen Bestrahlung erfolgt. Das ist beispielsweise dann eine Option, wenn man zunächst davon ausging, auf eine Chemotherapie verzichten zu können, sich diese Einschätzung aber nach der Operation geändert hat. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn die Untersuchung des entfernten Tumorgewebes auf eine höhere Aggressivität hinweist als vor der Operation angenommen oder Lymphknoten einen unerwarteten hohen Tumorbefall aufweisen. Haben sich bereits Fernmetastasen gebildet, wird die Chemotherapie palliativ, also symptomlindernd eingesetzt. Ziel ist es, Metastasen zu verkleinern und damit krebsbedingte Beschwerden zu lindern. Des Weiteren soll so ein weiteres Fortschreiten der Krebserkrankung möglichst lange verhindert werden. 7. Kurzfristige Nebenwirkungen meistern Welche Nebenwirkungen auftreten, hängt im Wesentlichen davon ab, welche Zytostatika Sie in welcher Dosierung erhalten und wie gut Ihr allgemeiner Gesundheitszustand ist. Sie werden während der ganzen Therapiedauer gut überwacht um schwerwiegende Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern. Vor der Gabe einer neuen Chemotherapie wird stets Ihr Blut genau untersucht und dann entschieden, ob der Behandlungsplan unverändert fortgeführt werden kann oder Therapiepausen oder Dosisanpassungen notwendig sind. Es ist wichtig, dass Sie Ihr Behandlungsteam über neu aufgetretene oder verstärkte Symptome informieren, auch außerhalb der regulären Termine. Gegen viele Nebenwirkungen werden Ihnen prophylaktisch abmildernde Medikamente verabreicht und häufig werden Sie auch hilfreiche Informationen bezüglich Ernährung, Bewegung und Sport etc erhalten. Wichtig: Fragen Sie bitte unbedingt Ihren Arzt / Ihre Ärztin wenn Sie Naturheilmittel oder Nahrungsergänzungsmittel (z.B. hochkonzentrierte Vitamine/Mineralstoffe) einnehmen möchten um die Nebenwirkungen der Chemotherapie abzumildern. Manche können helfen oder zumindest nicht schaden. Manche können aber auch die Wirksamkeit der Chemotherapie schmälern oder Nebenwirkungen sogar verstärken. Auch zwischen Medikamenten und bestimmten Lebensmitteln können derartige Wechselwirkungen bestehen. Vorsicht ist insbesondere bei Grapefruit und weiteren Zitrusfrüchten wie Limetten, Limonen, Pampelmusen und Bitterorangen geboten. Lesen Sie hierzu gerne „Grapefruit und Medikamente“ auf der Seite von Zentrum der Gesundheit. Zum Abschluss ein kleiner Trost: Die kurzfristen Nebenwirkungen sind zwar teilweise sehr belastend, aber sie vergehen nach Abschluss der Chemotherapie fast immer von selbst wieder. Häufige kurzfristige Nebenwirkungen Haarausfall Medizinisch betrachtet ist der bei vielen Zytostatika auftretende Haarausfall (Alopezie) eine harmlose Nebenwirkung, zumal die Haare innerhalb von etwa vier bis sechs Wochen nach dem letzten Therapiezyklus von selbst wieder nachwachsen. Für viele Patientinnen ist der Haarausfall, der auch Augenbrauen, Wimpern, Achsel-, Bein- und Schamhaare betreffen kann, aber nur schwer hinzunehmen. Haarausfall begrenzen mit Hilotherapie (Kältetherapie): In manchen Kliniken kann man eine „Kühlhaube“ während der Infusionsgabe aufsetzen. Dadurch wird die Kopfhaut weniger stark durchblutet und weniger zellschädigende Zytostatika gelangen in die Haarwurzeln. Der Haarausfall wird so begrenzt. Sehen Sie hierzu auch den Vortrag "Die Kälte bringt's - Hilotherapie gegen Polyneurotherapie" den Fr. Dr. rer. nat. Trudi Schaper auf unserem Diplompatientinnenkongress 2019 gehalten hat. (Nur für Mitglieder freigeschaltet) Manche Patientinnen finden es hilfreich, sich schon vor Behandlungsbeginn die Haare kurz schneiden zu lassen, um sich so auf den bevorstehenden Haarverlust einzustellen. Dieser tritt beispielsweise bei der Behandlung mit Anthrazyklinen meist zum 2.Zyklus hin auf. Später lässt sich der kahle Kopf mit einer Perücke oder aber auch mit Tüchern, Mützen und Hüten gut kaschieren. Hier sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Detaillierte Informationen zum Thema Perücken finden Sie in unserem Kapitel Heil-und Hilfsmittel. Informationen und Anregungen zu anderen Kopfbedeckungen für die Zeit während der Chemotherapie finden Sie beispielsweise unter chemo-tuecher-shop.de, gutbehuetet.info, feelgood-muetzen.de, oncovia.com Unser mamazone Tipp: Besorgen Sie sich auch ein Schlafhäubchen für die Nacht. Selbst bei milden Temperaturen kann man in der „haarlosen Zeit“ am Kopf frieren und das beeinträchtigt dann Ihren Schlaf. Den eventuell auftretenden vorübergehende Verlust von Augenbrauen und Wimpern können Sie mit geschicktem Schminken ausgleichen. Wußten Sie schon, dass es Schminkkurse speziell für Krebspatientinnen gibt? Kostenlose Online-Seminare bietet DKMS Life: Look good, feel better Übelkeit und Erbrechen Durch den gezielten Einsatz von speziellen Medikamenten, sogenannten Antiemetika lassen sich Übelkeit und Erbrechen oft vermeiden oder zumindest stark vermindern. Positiv wirkt hier auch eine geeignete Ernährung. Entzündungen der Mundschleimhaut Schmerzhafte Entzündungen der Mundschleimhaut (= Mukositis) treten bei sorgfältiger Mundhygiene seltener auf. Zur Vorbeugung oder auch Linderung dieser Beschwerden können Sie auch spezielle Mundspülungen verwenden. Meiden Sie stark gewürzte und scharfkantige Lebensmittel (z.B. Knäckebrot) und weichen Sie bei Bedarf auf weiche, breiige Nahrung aus. Geschmacksveränderungen Permanent einen metalligen Geschmack im Mund? Das Essen schmeckt nicht mehr wie gewohnt? Das kann das Wohlbefinden stark beeinträchtigen. Gut zu wissen, dass diese Beschwerden in der Regel nach dem Ende der Therapie von alleine wieder verschwinden. Blutbildveränderungen – Schwächung des Immunsystems Von der Schädigung der Blutbildung im Knochenmark merkt die Patientin in der Regel erst bei ausgeprägter Beeinflussung etwas. Dies ist am Blutbild sichtbar, das nach jedem Zyklus bestimmt wird und äußert sich in Fieber, Blutungen oder einer ausgeprägten Schwäche. Diese Alarmzeichen sollten Sie ernst nehmen und sofort den Arzt oder die behandelnde Klinik aufsuchen. Da während der Chemotherapie das Immunsystem häufig beeinträchtigt ist, sollten Sie sich in dieser Zeit vor Infektionen schützen. Meiden Sie Menschenansammlungen und Personen mit ansteckenden Erkrankungen. Auch Impfungen beispielsweise gegen Corona und Influenca sind anzuraten. mamazone-Tipp Gerade geeignete Bewegung, Sport, Entspannung und der jeweiligen Situation angepasste Ernährung können Ihnen sehr helfen, gut durch die Therapie zu kommen. Lesen Sie dazu gerne unsere Artikel Bewegung und Sport und Ernährung bei Krebs 8. Langfristige Nebenwirkungen abfedern Bei einigen der Zytostatika können zusätzliche Nebenwirkungen mit möglicherweise anhaltenden Störungen auftreten. Viele davon lassen sich abfedern. Fatigue – der bleiernen Müdigkeit mit Sport begegnen Eine Begleiterscheinung von Krebstherapien, die oft noch lange über das Behandlungsende hinaus bestehen bleibt, ist chronische Müdigkeit und Erschöpfung (französisch Fatigue). Die Lebensqualität sinkt rapide, wenn die Energie und Kraft fehlt, im gewohnten Umfang am Leben teilzunehmen und den Alltag zu meistern. Hilfreich ist hier Bewegung und Sport und zwar sowohl im Hinblick auf Vorbeugung, als auch auf Linderung von chronischer Erschöpfung. Die vielen positiven Effekte von Bewegung und Sport bei Krebserkrankungen und während Krebstherapien sind durch eine Fülle von wissenschaftlichen Studien eindrücklich belegt. Deshalb ist es sehr wichtig, dass Sie versuchen bereits während der Therapie angepasste Bewegung und Sport in Ihren Tagesablauf zu integrieren. Weitere Informationen zu Fatigue finden Sie bei beim Krebsinformationsdienst und bei der Deutschen Fatique Gesellschaft Wechseljahresbeschwerden lindern Sofern Patientinnen noch prämenopausal sind, werden Sie ohne Schutz der Eierstöcke durch GnRH-Analoga durch die Chemotherapie mit großer Geschwindigkeit in die Menopause kommen. Wechseljahresbeschwerden, wie Hitzewallungen, depressive Verstimmungen, verstärktes Schwitzen, Trockenheit der Schleimhäute (insbesondere auch Scheidentrockenheit) treten teilweise heftig auf und wollen gemeistert werden. Die medikamentöse Linderung dieser Beschwerden ist gerade bei Patientinnen mit hormonabhängigen Mammakarzinom nicht einfach, weil die Zufuhr von ausgleichenden Hormonen und auch von pflanzlichen Mitteln, die Phytoöstrogene enthalten, sich hier in der Regel verbieten. Gegen Hitzewallungen und auch gegen depressive Verstimmungen können Antidepressiva in Betracht kommen. Gegen Scheidentrockenheit gibt es befeuchtende Vaginalzäpfchen ohne Östrogene. Je nach Beschwerdebild und Risikosituation können eventuell auch hormonhaltige Vaginalzäpfchen in Betracht kommen. Daneben wirken Bewegung, Sport, Entspannungstechniken und eine geeignete Ernährung lindernd. Lesen sie hierzu auch den Artikel "Wechseljahre nach Mammakarzinom: Hormone sind kontraindiziert – doch es gibt Alternativen" im Deutschen Ärzteblatt. Polyneuropathien mit Kälte ausbremsen Taxane führen oft zu Nervenschäden in den Zehen oder Fingern, die sich als Taubheitsgefühl, Brennen oder Kribbeln äußern. Man spricht von Polyneuropathien, die auch lange nach der Chemotherapie noch anhalten können. Um diesen Nervenschäden vorzubeugen, ist es wichtig während jeder Infusionsgabe Hände und Füße beispielsweise mit Ice-packs zu kühlen. Diese Kühlmittel werden Ihnen normalerweise in den onkologischen Praxen und Kliniken zur Verfügung gestellt. Wenn nicht, fragen Sie danach! Durch die Kälte ziehen sich die Blutgefäße zusammen und die Taxane kommen in einer viel geringeren Dosis an die Nervenenden in Zehen und Fingern. Entsprechend geringer sind dann auch die möglichen Nervenschädigungen. Sollten Sie bereits vor Therapiebeginn unter Polyneuropathien leiden, beispielsweise weil Sie eine Diabetes- (Zucker)erkrankung haben, wird Ihr Ärzteteam vermutlich auf andere Chemotherapeutika ausweichen. Sehen Sie hierzu auch den Vortrag "Die Kälte bringt's - Hilotherapie gegen Polyneurotherapie" den Fr. Dr. rer. nat. Trudi Schaper auf unserem Diplompatientinnenkongress 2019 gehalten hat. (Nur für Mitglieder freigeschaltet) Herzschäden vorbeugen Anthrazykline können dosisabhängig den Herzmuskel schädigen. Um dieses Risiko möglichst gering zu halten, wird im Vorfeld untersucht, ob bei Ihnen Herzerkrankungen vorliegen, die die Verwendung anderer Substanzen, wie z.B. Taxane ratsam erscheinen lassen. Konzentrations- und Gedächtnisstörungen abmildern Viele Patientinnen leiden während und nach der Chemotherapie unter Konzentrations- und Gedächtnisstörungen. Lange Zeit wurde vermutet, dass die Behandlung mit Zytostatika hierfür ursächlich sei und der Begriff vom „Chemobrain“ oder „Chemohirn“ machte die Runde. Eine Reihe von Studien zeigte allerdings, dass bei vielen Patientinnen die die Konzentrations- und Gedächtnisstörungen bereits vor Beginn der Chemotherapie beeinträchtigt waren. Zudem traten diese Beschwerden bei Krebskranken mit und ohne Chemotherapie ähnlich häufig auf. Die Behandlung mit Zytostatika ist demnach für diese Probleme nicht oder allenfalls in geringem Umfang ursächlich. Aktuell geht man davon aus, dass die erhebliche Stressbelastung durch die Krebserkrankung, die ja durchaus traumatisch erlebt werden kann, hier eine große Rolle spielt. Entsprechend kann hier alles was entspannend wirkt, aber auch gezielte Gedächtnisübungen Besserung bringen. 9. Was kann ich jetzt sonst noch für mich tun? Auch wenn die moderne Chemotherapie viel von ihrem Schrecken verloren hat, ist sie doch immer noch eine Behandlung mit vielen Nebenwirkungen. Versuchen Sie daher nach Möglichkeit, sich während der Phase der Chemotherapie möglichst wenig zusätzlichen Belastungen von außen auszusetzen und sich auf Ihr Gesundwerden zu konzentrieren. Bitten Sie Ihre Familie und Freunde, Sie in dieser Zeit zu unterstützen. Vielleicht tut Ihnen jetzt aber gerade auch die Ablenkung durch alltägliche Arbeit gut. Spüren Sie in sich hinein, was für Sie die besten Bedingungen für eine erfolgreiche Therapie sind und versuchen Sie möglichst, sich dieses Umfeld zu schaffen.