BrustkrebswissenÜber Brustkrebs

Erblicher Brustkrebs

Familiäre Häufungen von Brustkrebs – erblicher Brustkrebs

Vielleicht hatte Ihre Mutter schon Brustkrebs und jetzt sind auch Sie erkrankt? Oder Ihre Schwester ist betroffen und Ihre Cousine auch? In Situationen wie diesen, befürchten Sie möglicherweise eine erbliche Belastung Ihrer Familie für das Mammakarzinom.

Soviel vorweg: circa 12% der Frauen in Deutschland erkranken im Laufe Ihres Lebens an Brustkrebs. Das ist jede achte Frau. Es gibt also sehr viele Betroffene, und daher kann eine Häufung von Brustkrebserkrankungen auch ohne nachweisbare Vererbung in einer Familie vorkommen. Zudem können auch andere  typische Faktoren, wie beispielsweise der Lebensstil oder eine hohe Brustdrüsendichte die Entstehung einer Krebserkrankung begünstigen.

Es gibt allerdings Kriterien, die auf Genmutationen hindeuten, welche insbesondere die Entstehung von Brustkrebs- und Eierstockkrebs stark begünstigen können. Sie können sowohl an weibliche als auch an männliche Nachkommen vererbt werden. In diesen Familien sind die Erkrankten im Mittel meist jünger (durchschnittlich 44 Jahre bei BRCA1 und 48 Jahre bei BRCA2 statt 64 Jahre ohne Genmutationen). In Familien mit nachgewiesener BRCA1/2 Mutation besteht  beispielsweise neben einem sehr hohen Erkrankungsrisiko für einen Eierstockkrebs auch ein gegenüber der Allgemeinbevölkerung erhöhtes Risiko für einen Bauchspeicheldrüsen- und Schilddrüsenkrebs, ein Melanom und für Männer zusätzlich auch Prostatakrebs.

Hinweise auf erblich bedingten Brust- und Eierstockkrebs

Ist eines der nachfolgenden Kriterien erfüllt, kann das auf erblich bedingten Brust-und Eierstockkrebs hindeuten:

Familien mit (je aus einer Familienseite) mindestens

  • drei an Brustkrebs erkrankten Frauen unabhängig vom Alter
  • zwei an Brustkrebs erkrankten Frauen (eine Erkrankung vor dem 51. Geburtstag)
  • einer an Brust- und einer an Eierstockkrebs erkrankten Frau
  • einer an Brust- und Eierstockkrebs erkrankten Frau
  • zwei an Eierstockkrebs erkrankten Frauen
  • einer an beidseitigem Brustkrebs erkrankten Frau (erste Erkrankung vor dem 51. Geburtstag)
  • einer an Brustkrebs erkrankten Frau vor dem 36. Geburtstag

Weitere empfohlene Kriterien für eine Gentestung

Ihr Arzt /Ärztin wird Sie bei Verdacht auf erblich bedingten Brustkrebs zu Krebserkrankungen in Ihrer Familie befragen und eine genaue Familienanamnese erstellen. Hierzu gibt es auch eine detaillierte „Checkliste zur Erfassung einer möglichen erblichen Belastung für Brust- oder Eierstockkrebs“ die auf der Seite von Onkozert unter dem Punkt Genetische Beratung – familiäres Mammakarzinom hinterlegt ist.  Eine Identifikation eines hohen familiären Risikos ermöglicht nicht nur eine Beratung, sondern auch geeignete Früherkennungsmassnahmen an darauf spezialisierten Zentren (siehe unten).

Genmutationen nachweisen

Bei Genmutationen, die vererbt werden, spricht man von Keimbahnmutationen. Keimbahnmutationen sind von Geburt an in jeder Zelle vorhanden und können väterlicherseits über die Samenzellen, mütterlicherseits über die Eizellen an die Kinder weitervererbt werden. Es können also sowohl Männer als auch Frauen durch eine BRCA Genmutation erblich vorbelastet sein und diese Mutationen an ihre Nachkommen weitergeben. In 50% besteht für die Nachkommen die Wahrscheinlichkeit, diese Veränderung vererbt zu bekommen, sowohl für Töchter als auch für Söhne. Man nennt diese Art der Vererbung autosomal dominant. Der Nachweis erfolgt über eine DNA-Testung anhand einer Blutprobe. Die Auswertung eines solchen DNA-Bluttests nimmt circa 4 Wochen in Anspruch. Über einen sogenannten Fast-Track sind Analysen innerhalb von 2 Wochen möglich. Diese kommen zum Einsatz, wenn zeitnah eine therapeutische Konsequenz erfolgen muss.

BRCA und Co – wie gefährlich sind die verschiedenen Genmutationen?

Mutationen in Hochrisiko-Genen

  • BRCA1 und 2

Bereits seit Mitte der 1990er Jahre kennt man die BRCA (Breast Cancer) 1 und 2 Gene, deren pathogene (Krankheits-verursachende) Mutationen das Risiko an Brust- oder Eierstockkrebs zu erkranken sehr stark erhöhen. Bis zu circa 70% der Frauen, die diese Genmutation in sich tragen (BRCA-Mutations-Trägerinnen), erkranken im Laufe Ihres Lebens an Brustkrebs, ungefähr die Hälfte davon bereits vor dem 50.  Lebensjahr. Man spricht hier von Hochrisiko-Genmutationen.

Bei Menschen mit diesen pathogenen Mutationen in den BRCA Genen fehlt eine wichtige Schutzfunktion gegen Krebs. BRCA-Gene sind sogenannte Tumorsuppressor-Gene, also Tumor-unterdrückende–Gene. Fällt das BRCA1 und / oder BRCA2 Gen aufgrund der Mutation als natürlicher Schutzmechanismus aus, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich aus einer entarteten Körperzelle ein Tumor entwickelt, extrem an.

Ein spezielles Früherkennungsprogramm der Brust sowie die Beratung zu Risiko-reduzierenden Maßnahmen wird an FBREK-(familiärer Brust- und Eierstockkrebs) Zentren und deren Kooperationspartnern angeboten.

Wichtig: Nicht nur das Mammakarzinom-Risiko im Auge behalten!

Während Frauen ohne pathogene BRCA Mutationen mit ca 1% ein relativ geringes Risiko haben im Laufe Ihres Lebens an Eierstockkrebs zu erkranken, ist dieses bei BRCA1 Mutationsträgerinnen mit ca 44% und BRCA2 Mutationsträgerinnen mit ca 17% sehr groß. Anders als beim Mammakarzinom ist das Ovarialkarzinom leider oft im frühen Stadium noch nicht erkennbar. Als einzige effektive Schutzmaßnahme gilt derzeit die vorsorgliche Entfernung der Eierstöcke und Eileiter. Durch diese Maßnahme wird das Erkrankungsrisiko bei BRCA Trägerinnen auf ca 2% abgesenkt.   

Menschen mit pathogenen BRCA-Mutationen haben zudem ein erhöhtes Risiko für Prostatakrebs, Darmkrebs, Hautkrebs und Bauchspeicheldrüsenkrebs. Die entsprechenden Vorsorge- und Früherkennungsmaßnahmen für diese Krebsarten sollten von den Betroffenen also regelmäßig und bereits in jüngeren Jahren als üblich wahrgenommen werden.

  • PALB2

Neben BRCA1 und BRCA2 gilt auch das PALB2 als Hochrisiko-Gen für die Entstehung eines Mammakarzinoms. PALB2 ist ebenso wie BRCA1 und 2 bei der Reparatur von DNA-Doppelstrangbrüchen wichtig und bedeutet „partner and localizer of BRCA2

Mutationen in Moderaten-Risikogenen

Auch Mutationen an anderen Genen können das Risiko an einem Mammakarzinom zu erkranken erhöhen. Beispielsweise können Mutationen bei den Genen ATM, BARD1, RAD51C und RAD51D, CHEK2 zu einem moderaten bis deutlich erhöhtem Brustkrebsrisiko führen.

Beim Vorliegen von Mutationen in diesen Genen wird eine intensivierte Vor- und Nachsorge ab dem 30.ten Lebensjahr empfohlen. Anders als bei BRCA-Mutationen sind bei Mutationen in moderaten Risikogenen Risiko-reduzierende Operationen nur im Einzelfall und in Abhängigkeit von der Familienkonstellation in Betracht zu ziehen.  

Mutationen in Niedrig-Risikogenen

Schlussendlich gibt es noch eine Fülle von Keimbahnmutationen an weiteren Genen, die für sich genommen meist nur zu einer geringen oder gar keiner Erhöhung des Erkrankungsrisikos führen. Allerdings können mehrere dieser sogenannten Niedrigrisiko-Genmutationen im Zusammenspiel das Brustkrebsrisiko manchmal erhöhen.

Polygener Risikoscore: Erst die Gesamtschau gibt ein aussagekräftiges Bild

Aus den nachgewiesenen Genmutationen ergibt sich in der Gesamtschau ein sogenannter PRS (Polygener Risikoscore). Um zu einer realistischen Einschätzung Ihres individuellen Risikoprofils und der anzuratenden Schutzmaßnahmen zu kommen, bedarf es großer Expertise. Das gilt insbesondere, wenn nicht ausschließlich BRCA 1/2 Mutationen sondern andere oder weitere Risiko-Gen-Mutationen vorliegen. Sie sollten sich hierfür unbedingt an hochspezialisierte Zentren wenden.

Sehen Sie hierzu auch den Vortrag "BRCA-Diagnostik - eine Erfolgsstory. Aber muss da nicht noch was kommen?" den Fr. Prof. Dr. med. Nina Ditsch, Hr. Prof. Dr. med. Alfons Meindl auf dem Diplompatientinnen-Kongress 2022 gehalten haben. (Nur für Mitglieder freigeschaltet)

Lesen Sie hierzu auch den Artikel "Brustkrebsgene: Ihre Zahl wächst stetig" im Deutschen Ärzteblatt

Wie finde ich ein spezialisiertes Zentrum?

Sie möchten abklären lassen, ob bei Ihnen eine erbliche Belastung für das Mammakarzinom vorliegt? Dann wenden Sie sich am besten an ein spezialisiertes Zentrum. Dort wird man zunächst einmal abklären, ob Ihre Familienanamnese tatsächlich eine erblich bedingte Veranlagung zu Brustkrebs nahelegt. Wenn ja, werden Sie umfassend darüber aufgeklärt, welche Konsequenzen die Bestätigung eines etwaigen erblich bedingten Brustkrebsrisikos für Sie hätte.

Sie erhalten insbesondere Informationen zu den Fragen:

  • Inwieweit kann ich mich bei Feststellung eines genetisch bedingten Risikos vor einer Erkrankung schützen?
  • Wie kann ich mit Ängsten und Sorgen, die sich aus dieser Gewissheit ergeben können, gut umgehen?

Dazu steht Ihnen idealerweise ein Team aus Gynäkologen, Humangenetikern und bei Bedarf auch Psychologen zur Seite.

Spezialisierte Zentren finden Sie auf der Seite des Konsortiums Familiärer Brust- und Eierstockkrebs und von OnkoMap.

Genetisch vorbelastet und was jetzt?

Jetzt benötigen Sie vielleicht erst einmal etwas Zeit um diese Information „sacken“ zu lassen. Und Sie haben Zeit, insbesondere wenn Sie bereits in jungen Jahren von Ihrer genetischen Vorbelastung Kenntnis bekommen.

Die Rolle des Alters

Das individuelle Erkrankungsrisiko hängt nämlich nicht nur von der erblichen Veranlagung ab. Daneben gibt es auch viele weitere Risikofaktoren und eine ganz besondere Bedeutung kommt hierbei dem Alter zu. Je älter Sie sind, desto wahrscheinlicher wird eine Brustkrebserkrankung. Das gilt für alle Frauen, also auch für Nicht-Mutationsträgerinnen.

Beispielhaft und sehr eindrücklich zeigen dies nachstehende Zahlen zum Brustkrebserkrankungsrisiko von BRCA Mutationsträgerinnen (Quelle Entscheidungstool des Uniklinikum Köln)

Das Brustkrebs – Erkrankungsrisiko in den kommenden 10 Jahren beträgt für

BRCA1-Mutationsträgerinnen im Alter von  

  •   0 – 20 Jahre        0%
  • 21 – 30 Jahre ca  6%
  • 31 – 40 Jahre ca 23 %
  • 41 – 50 Jahre ca 28%    (wird weiter unten als Beispiel genutzt)
  • 51 – 60 Jahre ca 26%
  • 61 -  70 Jahre ca 25%
  • 71 – 80 Jahre ca 16%

BRCA2-Mutationsträgerinnen im Alter von 

  •   0 – 20 Jahre       0%
  • 21 – 30 Jahre ca  5%
  • 31 – 40 Jahre ca 11 %
  • 41 – 50 Jahre ca 28%    
  • 51 – 60 Jahre ca 31%
  • 61 -  70 Jahre ca 23%
  • 71 – 80 Jahre ca 22%

Wie sind diese Zahlen zu lesen?

Beispiel: Nehmen wir die Risikoangabe von ca. 28% für BRCA1-Mutationsträgerinnen im Alter von 41 – 50 Jahren. Das heißt dann: Von 100 BRCA1 Mutationsträgerinnen im Alter zwischen 41 und 50 Jahren erkranken in den nächsten 10 Jahren ca 28% an Brustkrebs

Gefahr erkannt, Gefahr gebannt?

Im Wesentlichen können Sie diese Gefahr durch die intensivierte Früherkennung bzw. eine vorsorgliche Mastektomie (Brustdrüsenentfernung) „bannen“. Dabei ist es egal, ob Sie die Mastektomie alleine oder in Kombination mit einem Wiederaufbau durchführen.

Brustkrebs rechtzeitig erkennen - die intensivierte Früherkennung

Die intensivierte Früherkennung geht deutlich über die der Allgemeinbevölkerung angebotenen Früherkennungsmaßnahmen  hinaus. Sie beginnt im Fall einer BRCA1- oder BRCA2-Mutation bereits ab dem 25. Lebensjahr (bzw. mindestens 5 Jahre vor dem frühesten Erkrankungsalter in der Familie) und beinhaltet folgende Maßnahmen:

Ab 25 Jahren

  • Monatlich: Brustselbstuntersuchung
  • halbjährlich: Sonografie (Ultraschall) und ärztliche Tastuntersuchung der Brüste
  • jährlich: MRT (Magnetresonanztomographie)

ab 40 Jahren

  • alle 1-2 Jahre: Mammografie

Durch die intensivierte Früherkennung können Mammakarzinome zwar nicht verhindert, aber meist noch im frühen, also im heilbaren Stadium erkannt werden. Diese vergleichsweise einfache Maßnahme kann also durchaus lebensrettend sein! Zudem sind im Erkrankungsfall die notwendigen Therapien in der Regel umso schonender, je früher das Mammakarzinom erkannt wird. Deshalb rät mamazone e.V. allen BRCA Mutationsträgerinnen diese Maßnahme möglichst schon in jungen Jahren zu ergreifen, auch wenn dies für manche immer wieder mit der Angst einer möglichen Krebsdiagnose verbunden ist.  

Brustkrebsrisiko senken – die vorsorgliche Mastektomie, einschneidend aber effektiv

Spätestens seit Angelina Jolie sich geoutet und ihre vorsorgliche Mastektomie publik gemacht hat, ist diese äußerst effektive Möglichkeit der Risikominimierung auch in der breiteren Öffentlichkeit bekannt. Das Erkrankungsrisiko sinkt bei BRCA–Mutationsträgerinnen von ca. 70% auf 5%. Mit der Entscheidung für oder gegen einen solch drastischen Schritt wird den Betroffenen allerdings sehr viel abverlangt. Einerseits schützt diese Maßnahme relativ gut vor einem möglicherweise lebensbedrohlichen Mammakarzinom, andererseits ist der Verlust der Brüste (genauer gesagt des Brustdrüsengewebes) schwerwiegend. Das gilt selbst dann, wenn man berücksichtigt, dass es mittlerweile viele verschiedene Möglichkeiten des Brustaufbaus gibt.

Risikoreduktion durch Medikamente – in der Praxis bislang keine Option

Seit langem wird darüber diskutiert, ob eine Antihormontherapie als medikamentöse Vorbeugung anzuraten ist. Erfahrungen zeigen jedoch, dass eine Antihormontherapie teilweise zwar wirksam, aber aufgrund ihrer deutlichen Nebenwirkungen als langjährige Präventionsmaßnahme eher ungeeignet ist.

Entscheidungstool des Uniklinikums Köln

Umfassende Informationen zur intensivierten Früherkennung und zu den vorbeugenden Operationen finden Sie im Entscheidungstool des Uniklinikums Köln. Dort werden die Vor- und Nachteile der jeweiligen Maßnahmen einander gegenübergestellt und durch die Beantwortung eines Fragebogens können Sie für sich selbst mehr Klarheit darüber gewinnen, wo Sie noch Fragen haben und wo Sie noch Bedenkzeit benötigen.

Neue Therapien, die Mut machen – PARP-Inhibitoren

Wie oben bereits ausgeführt erkranken BRCA-Mutationsträgerinnen oft schon relativ jung. Eine Chemotherapie wird ihnen daher praktisch immer empfohlen. Zudem sind insbesondere Mammakarzinome von BRCA1 Mutationsträgerinnen häufig triple negativ (also weder Hormonrezeptor-positiv, noch Her2-positiv). Die seit Jahrzehnten bekannten und hochwirksamen Antihormon- und Anti-Her2 Therapien können bei TNBC  (Triple-Negative-Breast-Cancer) nicht wirken, also auch nicht eingesetzt werden. Bleibt dann für diese BRCA-Mutations-Trägerinnen nur die belastende Chemotherapie? Lange Zeit war das so.

In den vergangenen Jahren ist der Wissenschaft nun ein langersehnter Durchbruch gelungen. In der OlympiAD-Studie für die metastasierte Situation wie in der OlympiA-Studie bei der frühen Brustkrebserkrankung konnte  das große Potential von PARP-Inhibitoren (hier Olaparib)  bei BRCA-Mutationsträgerinnen nachgewiesen werden. Damit steht jetzt BRCA-Mutationsträgerinnen in der Keimbahn neben der Chemo - eine sehr wirksame medikamentöse Therapie zur Verfügung.

Auch vorsichtig bleiben, wenn ein Brustkrebs bereits aufgetreten war – die intensivierte Nachsorge

Leider bleibt ein erhöhtes Risiko, an einem Mammakarzinom zu erkranken, bei BRCA-Trägerinnen lebenslang bestehen. Lokalrezidive in derselben Brust kommen zwar nicht deutlich häufiger vor, Brustkrebs auf der Gegenseite aber schon. Die Nachsorge muß bei BRCA Mutationsträgerinnen daher an das Risiko angepasst sein, damit etwaige Tumore im frühen und damit heilbaren Stadium erkannt werden. Die intensivierte Nachsorge besteht in der Fortführung der intensivierten Früherkennungsmaßnahmen.

Kostenübernahme

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen üblicherweise die Kosten für die Beratung, Gendiagnostik und Früherkennung von erblichen Brustkrebs sowie risikoreduzierenden Operationen, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind.

Es betrifft die ganze Familie

Bereits der Verdacht und erst recht die Bestätigung einer erblichen Belastung betrifft immer ganze Familie. Unterschwellig bestehen häufig Ängste selbst zu erkranken oder die Sorge um nahe Angehörige. Eine besondere Rolle spielt die Sorge BRCA-Mutation an seine Kinder weiterzugeben. Die PID (Pränatale Implantations Diagnostik), ist in Deutschland zum Nachweis einer BRCA Mutation nicht zugelassen.

Bereit für Gewissheit?

Gewissheit statt Unsicherheit. Was mag Ihnen die Gentestung bringen? Vielleicht waren all Ihre Sorgen unnötig und Sie müssen nicht weiter Angst vor einem hohem Brustkrebsrisiko haben. Das wäre dann eine große Erleichterung.

Vielleicht aber bestätigt sich Ihr Verdacht auf eine erblich bedingte Belastung und Sie müssen mit der Gewissheit zurechtkommen, dass Ihr Erkrankungsrisiko groß ist. Was es bedeutet an einem Mammakarzinom zu erkranken, haben Sie möglicherweise schon miterlebt, wenn ein nahes Familienmitglied betroffen war. Entscheidungen stehen an: Möchte ich an der intensivierten Früherkennung konsequent teilnehmen? Bin ich bereit mich vorsorglich einer Brustdrüsenentfernung zu unterziehen?

All das kann psychisch sehr belastend sein. Aus gutem Grund sind Gentestungen auf erblich bedingten Brust- und Eierstockkrebs erst ab dem 18 ten Lebensjahr zulässig. Möglicherweise sind Sie mit 18 oder 20 noch nicht bereit für Gewissheit, vielleicht sind Sie es aber mit 22 Jahren oder später.

Möglicherweise entscheiden Sie sich auch im Hinblick auf Ihre engen Familienmitglieder für eine Gentestung. Denn auch für diese hätte das Ergebnis Ihrer Gentestung Relevanz.  

Weitere Informationen - Unterstützung

Sie sind sich unklar, was Sie tun möchten? Ein psychologisches Beratungsgespräch kann eine wertvolle Hilfe sein. Psychoonkologische Unterstützungsangebote finden Sie hier

Oder Sie tauschen sich mit Betroffenen aus. Beispielsweise bietet das BRCA-Netzwerk e.V. bundesweit Gesprächskreise an, auch online.

Weitere Informationen finden Sie bei Konsortium Familiärer Brustkrebs, BRCA-Netwerk e.V., Krebsinformationsdienst

Lesen Sie gerne auch den Artikel des Deutschen Krebsinformationsdienstes vom 23.05.2023 "Prädiktive Gentests: Was dürfen Versicherungen fragen?"

Neues Angebot des Krebsinformationsdienstes seit Mai 2023: Chat mit Ärztinnen zum Thema Familiäres Risiko, Prävention und Früherkennung

Last but not least: BRCA Mutation nur im Tumor - nicht im Blut?

In diesem Kapitel haben wir nur die erblich bedingten BRCA-Mutationen behandelt.  Es handelt sich dabei um BRCA-Keimbahnmutationen, die mit einem Gentest anhand einer Blutprobe nachweisbar sind.

Somatische BRCA-Mutationen hingegen sind auf den Tumor beschränkt und im Tumorgewebe nachweisbar. Eine somatische BRCA-Mutation ist erworben und nicht angeboren. Sie ist keine Keimbahnmutation und wird deshalb auch nicht an Nachkommen weitervererbt.

Die meisten Studien zum Einsatz von Medikamenten bei BRCA-Mutationen wurden bisher bei Keimbahnmutationsträgerinnen durchgeführt. Daher sind derzeit nicht alle Ergebnisse dieser Studien auf somatische Veränderungen übertragbar.