Tabelle der Brustkrebstypen Prognosefaktoren St. Gallen 2011 – die sechs molekularen Gesichter von Brustkrebs Die Experten der 12. St. Gallen-Konferenz haben einen neuen Ansatz gefunden, um Brustkrebs noch feiner einzuteilen und zu unterscheiden. Er beruht auf der Erkennung der tumorbiologischen Untergruppen (Subtypen) von Brustkrebs. Neben den nach wie vor gültigen klassischen Prognosefaktoren Grading, ER/PR-Status, HER2-Status und Lymphknotenstatus gründen die Behandlungsempfehlungen im klinischen Alltag zunehmend auf diesen sechs molekularen Gesichtern von Brustkrebs, die ihren Ursprung im genomischen Erscheinungsbild von Brustkrebs haben:Der Luminal A-TypDer HER2-negative Luminal B-Typ Der HER2-positive Luminal B-TypDer HER2-TypDer Basal-Zell-Typ (Triple-negativ-Typ)Spezielle Histologische Brustkrebs-TypenDiese Einteilung nach molekularen Subtypen von Brustkrebs kann in vielen Fällen – freilich auch mit einer gewissen Unschärfe - durch die Bestimmung immunhistochemischer Marker gemacht werden. Diese neuartige Klassifikation soll helfen, Frauen mit Brustkrebs zu identifizieren, die durch eine Chemotherapie übertherapiert wären und solche, denen zu einer Chemotherapie geraten werden muss. In den Blickpunkt bei der Entscheidung von Risiko und Therapie rückt zunehmend die Beurteilung der Zellteilungsrate mit Hilfe des Prognosemarkers Ki-67. Hier empfiehlt der St. Gallen-Konsensus Richtwerte von < 14 % (niedrige Proliferation) und Richtwerte von > 14 % (hohe Proliferation). Ki-67 sollte deshalb routinemäßig bestimmt werden. Allerdings existiert bislang für Ki-67 keine standardisierte Bestimmung. Außerdem ist die immunhistochemische Bestimmung von Ki-67 durch unterschiedliche Zellteilungs-Muster innerhalb des analysierten Brustkrebsgewebes erschwert. Hier die wichtigsten Erkenntnisse: Frauen mit Brustkrebs, die ein hohes Grading (Grading > 3), ein hohes Ki-67 und einen niedrigen Hormonrezeptorstatus haben und HER2-positiv sind – oder die ein hohes Grading, ein hohes Ki-67 oder einen Brustkrebs vom Triple-negativ-Typ haben, benötigen eine adjuvante Chemotherapie.Auch für Frauen mit mehr als 3 befallenen Lymphknoten ist eine adjuvante Chemotherapie vonnöten.Ein Brustkrebs vom Luminal-A-Typ, die sehr hormonsensibel sind und gleichzeitig eine niedrige Zellteilungsrate aufweisen, sprechen weniger gut auf eine adjuvante Chemotherapie an, haben dafür aber eine günstige Prognose.Ein Brustkrebs vom Luminal-B-Typ sollte unbedingt mit einer Chemotherapie aus Anthrazyklinen und Taxanen behandelt werden.Ein Brustkrebs vom HER2-Typ sollte zusätzlich zur Chemotherapie immer für ein Jahr mit Trastuzumab behandelt werden. Die Kombination von Trastuzumab und Chemotherapie gilt wegen des erhöhten Rückfallrisikos auch für sehr kleine Brusttumore.Ob ein hormonsensibler Brustkrebs ohne Lymphknotenbefall zusätzlich zu einer Anti-Hormonbehandlung auch noch von einer Chemotherapie profitiert, dafür wurde in St. Gallen der Oncotype DX-Gentest positiv befürwortet, beim Mammaprint-Test war die Abstimmung hingegen unentschieden.Nach oben Zusammenfassung St. Gallen-Kriterien 2011 Intrins. SubtypAnnäherungsweiseklinisch-pathologische Definition *TherapieLuminal A-TypLuminal AER und/oder PgR pos. HER2 neg. Ki-67 niedrig (<14%)Endokrine TherapieDetails zur Therapie: Evtl. keine Chemotherapie bei medullärem und adenoid zystischem Karzinom und negativen LymphknotenEinige Patientinnen mit Risikofaktoren (hohes Grading, > 3 pos. Lymphknoten, …) benötigen zusätzlich eine ChemotherapieLuminal B-TypLuminal B (HER2 neg.)ER und/oder PgR pos. HER2 neg. Ki-67 hochLuminal B (HER2 pos.)ER und oder PgR pos.Jedes Ki-67HER2 überexprimiert oder amplifiziertEndokrine Therapie+/- ChemotherapieEndokrine Therapie+ Chemotherapie+ Anti-HER2-TherapieDetails zur Therapie: Ob und welche Chemotherapie kann von der Stärke der Expression des Hormonrezeptors dem angenommenen Risiko und der Vorliebe der Patientin abhängen Chemotherapie sollte bei beiden ein Anthrazyklin und Taxan enthalten.HER2-TypHER2 pos. (non luminal) HER2 überexprimiert oder amplifiziert ER und PgR neg.Chemotherapie + Anti-HER2 TherapieDetails zur Therapie: Patientinnen mit sehr geringem Risiko (z.B. pT1a und negativen Lymphknoten) können evtl. ohne jegliche systemische Therapie nur beobachtet werden. Chemotherapie sollte Anthrazyklin und Taxan enthaltenBasal-Zell-TypTriple-negativ-Typ (ductal) ER und PgR neg. HER2 neg.ChemotherapieDetails zur Therapie: Chemotherapie sollte Anthrazyklin, Taxan und Alkylanz (typischerweise Cyclophosphamid) enthalten Eher dosisdichte Therapie. Keine Routineanwendung von Cisplatin oder CarboplatinAndere Brustkrebs-formenSpezielle histologische TypenHormonsensibel(cribriformes, tubuläres, muzinöses Karzinom)Nicht hormonsensibel(apokrines, medulläres, adenoid zystisches und metaplastisches Karzinom)Endokrine TherapieChemotherapieDetails zur Therapie: Evtl. keine Chemotherapie bei medullärem und adenoid zystischem Karzinom und negativen Lymphknoten * Annäherungsweise Definition erfordert zuverlässige Bestimmung von ER-, PgR- und HER2-Status + Nach Goldhirsch A. et al., St. Gallen 2011, Ann Onc 2011; 22: 1736-1747