BrustkrebswissenNachsorge, Reha und finanzielle Hilfen

Nach der Therapie

Sie haben es geschafft. Sie sind aus der Therapie entlassen - doch was bleibt, ist die Angst vor einem Rückfall. Und mit dieser fühlen sich mache Frauen entlassen - allein gelassen. Als „Hineinfallen in das therapeutische Loch“ bezeichnen Psycho-Onkologen die Leere nach Abschluss einer Krebsbehandlung. Die Nachbetreuung der Seele ist ebenso wichtig wie die medizinische Nachversorgung. Weitere Informationen finden Sie unter Psychoonkologie.

Die Zeit der Nachsorge dauert fast ein Leben lang

Brustkrebs gehört zu den chronischen Erkrankungen, die auch nach zehn Jahren oder sogar noch später wieder an derselben oder an einer anderen Stelle ausbrechen können. 60 Prozent der Rückfälle von Frauen mit einem hormonsensiblen Brustkrebs ereignen sich erst nach fünf Jahren.

Deshalb ist die vom Versorgungsamt festgesetzte "Heilungsbewährung" nach fünf Jahren graue Amtsstubentheorie.

Aktuell sehen die Nachsorgeleitlinien (Details siehe unten) neben dem Arztgespräch und der monatlichen Selbstuntersuchung im Wesentlichen nur die Mammographie und den Brustultraschall vor. Routinemäßige bildgebende Untersuchungen zur frühzeitigen Diagnose von Fernmetastasen, wie z.B. der Ultraschall des Oberbauchs, Skelettszintigraphie, Röntgen-Thorax sind für sympthomfreie Frauen in den aktuellen Nachsorge-Leitlinien nicht vorgesehen. Auch gezielte Blutuntersuchungen, beispielsweise zum Nachweis von Tumormarkern im Blut werden nicht empfohlen.

Nur bei Patientinnen mit Sympthomen, die auf eine Rezidiv / eine Metastasierung hinweisen können, sind aktuell weitergehende Diagnosemaßnahmen vorgesehen.

Begründet wird dies mit zwei italienischen Studien, die in den 1990er Jahren durchgeführt wurden und zeigten, dass zum damaligen Zeitpunkt die oben genannte Diagnoseverfahren zwar zu einer früheren Diagnose von Fernmetastasen, nicht aber zu einem längeren Überleben der Patientinnen führten.  

Und dies in Zeiten des medizinisch-technischen Fortschritts? Die Möglichkeiten in der chirurgischen und strahlentherapeutischen Behandlung haben sich erheblich verbessert und insbesondere die neuen zielgerichteten Therapien bieten ganz neue und sehr vielversprechende Therapieoptionen. All das müßte bei einer zeitgemäßen Nachsorge-Leitlinie berücksichtigt werden.

Deshalb haben Ursula Goldmann-Posch und Dr. Petra Stieber die patienten orientierte Nachsorge-Stiftung (PONS-Stiftung) gegründet, mit dem Ziel, eine neue Nachsorge-Studie zu designen und zu initiieren.

Survive – endlich startet eine neue Nachsorgestudie!

Die Nationale Dekade der Krebsforschung macht’s möglich. SURVIVE startet. Leitzentrum ist das Uniklinikum Ulm. Die SURVIVE (Standard Surveillance versus Intensive Surveillance in Early Breast Cancer)–Studie, untersucht, ob Patientinnen von einer Intensivierten Nachsorge profitieren. Im Studienarm für die Intensivierte Nachsorge wird bei den Patientinnen zusätzlich zur Standardnachsorge das Blut auf Tumormarker, Tumorzellen und Tumor-DNA untersucht. Bei auffälligen Befunden folgt darauf eine bildgebende Diagnostik.

Lesen Sie hierzu auf der Seite des Uniklinikums Ulm  „Neue Wege in der Brustkrebs-​Nachsorge“ 

Und sehen Sie auch den Vortrag "Update Nachsorge Mammakarzinom–bewegt sich endlich etwas?"  den Herr Prof. Dr. Wolfgang Janni, Direktor der Frauenklinik Universitätsklinikum Ulm, auf unserem Kongress Diplompatientin 2022 gehalten hat. (nur für Mitglieder freigeschaltet)

Die Rekrutierung zur Studie läuft bereits! Details zu Studienteilnahme finden Sie hier

Übersicht Brustkrebs Nachsorge AGO

Routine-Nachsorgeuntersuchungen bei asymptomatischen Patientinnen

Untersuchungen Oxford LoE Oxford GR AGO
Anamnese (spezifische Symptome) 1a A ++
Untersuchung 1a B ++
Brust-Selbst-Untersuchung 5 D +
Mammographie 1a A ++
Mammasonographie 2a B ++
Mamma-MR in der Routine* 3a B +/-
Mamma-MR bei unklarer Mammographie / -sonographie 3b B +
Gynäkologische Untersuchung 5 D ++
DXA-Scan zu Therapiebeginn und risikoadaptiert in regelmäßigen Abständen bei Frauen mit frühzeitiger Menopause und Frauen unter AI-Therapie 5 D +
Routinelabor (inkl. Tumormarker) 1a A -
Labor zum Monitoring der Akut- und Spättoxizitäten der Therapien 5 D +
Lebersonographie 1a A -
Skelettszintigraphie 1a A -
Thorax-Röntgen 1a A -
CT-Untersuchungen (Thorax, Abdomen und Becken) 2a D -
Detektion isolierter / zirkulierender Tumorzellen 2a D -
PET-CT 2b B -
Ganzkörper-MRT 2b B -

*Bei erhöhtem Risiko erwägen (Alter unter 50 J., HR-, Beurteilbarkeit in MG+US C/D)

Brustkrebs Nachsorge Synopsis

Empfehlung für asymptomatische Patientinnen (mod. nach ASCO-ACS Empfehlungen 2016, NCCN 3.2017 und S3-Leitlinie 2017)

  Nachsorge/Follow-Up* Nachsorge/Follow-Up* Screening/ Follow-up
Jahre nach Primärtherapie < 3 4-5 > 5
Anamnese, klinische Untersuchung, Beratung inv.: alle 3 Mon. inv.: alle 6 Mon. inv.: alle 12 Mon.
Selbstuntersuchung monatlich monatlich monatlich
Bildgebende Diagnostik, Laboruntersuchungen indiziert nur bei Symptomatik +/- Befunden +/- Verdacht auf Rezidiv/Metastasen indiziert nur bei Symptomatik +/- Befunden +/- Verdacht auf Rezidiv/Metastasen indiziert nur bei Symptomatik +/- Befunden +/- Verdacht auf Rezidiv/Metastasen
Mammographie und ergänzend Sono-graphie
BET**
ipsilat.: alle 12 Mon. kontralat.: alle 12 Mon. beidseits: alle 12 Monate beidseits: alle 12 Monate
Mammographie und ergänzend Sono-graphie
Mastektomie
kontralateral alle 12 Monate kontralateral alle 12 Monate kontralateral alle 12 Monate

*   Fortlaufende “Nachsorgeuntersuchungen” bei noch laufender adjuvanter Therapie
** nach BET: Erste Mammographie 1 Jahr nach initialer Mammographie, oder zumindest 6 Monate nach abgeschlossener Radiatio

Weitere Informationen

Lesen Sie hierzu gerne auch den Artikel
"Dreht sich der Wind? BETTER CARE in der Nachsorge" in unserem mamazone MAG vom Dezember 2021, Seite 24 ff. Darin wird unter anderem die BETTER CARE Studie vorgestellt. Zur homepage der BETTER CARE Studie geht es hier.

Sehen Sie hierzu auch weitere Vorträge, die auf unserem Kongress Diplompatientin gehalten wurden (nur für Mitglieder abrufbar)

"Aktuelles zur Survive-Studie" (Prof. Dr. Wolfgang Janni, 2021)
"Aktueller Stand: Die KRONOS Nachsorge-Studie" (Prof. Dr. Claudio Zamagni, 2020)
"Neue Fürsorge für die Nachsorge: Die Survive-Studie" (Prof. Dr. Wolfgang Janni, 2020)
"Nach der Erstbehandlung - Vorsorge Second Line" (PD Dr. med. Georg Kunz, 2018)