BrustkrebswissenBrustkrebs behandeln

Tamoxifen

Hormonrezeptoren blockieren

Tamoxifen ist ein Antiöstrogen, das zur Gruppe der sogenannten SERM (Selektive Östrogenrezeptor-Modulatoren) gehört. Es verhindert, dass im Körper vorhandenes Östrogen an Hormonrezeptoren von Brustkrebszellen bindet und so einen Wachstumsimpuls auslöst. Die natürliche Östrogenproduktion bleibt dabei aufrechterhalten. Tamoxifen hemmt also die Östrogenwirkung, aber nicht die Östrogenbildung.

Das Besondere an SERM ist, dass diese in manchen Geweben die Östrogenwirkung blockieren, in anderen Geweben hingegen die Östrogenwirkung verstärken. Sie wirken also selektiv - unterschiedlich je nach Gewebetyp.

So blockiert Tamoxifen zwar die Wirkung von Östrogenen auf das Brustgewebe, stimuliert aber beispielsweise die Wirkung von Östrogenen auf das Uterusgewebe. Dies führt zu speziellen Gegenanzeigen und Nebenwirkungen. Mehr dazu weiter unten.

Angewendet wird Tamoxifen

  • bei prä- und postmenopausalen Frauen
  • sowohl in der adjuvanten als auch in der metastasierten Situation
  • als Tablette täglich

Gut zu wissen:

Tamoxifen ist ein sogenanntes Pro-Drug (Vorstufenmedikament), der eigentliche Wirkstoff Endoxifen wird mit Hilfe der Enzyme CYP3A4 und CYP2D6 vom Körper selbst aus Tamoxifen hergestellt.

Durch einen Bluttest zur CYP2D6-Genotypisierung lässt sich feststellen, ob die individuelle Aktivität des Enzyms CYP2D6 hoch genug ist, um Tamoxifen gut zu verstoffwechseln oder eher nicht. Der Test wird in den Leitlinien bislang jedoch nicht empfohlen und ist auch keine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung.

Einfacher ist es, Tamoxifen und seine Metaboliten (Stoffwechselprodukte, darunter auch Endoxifen) im Blut zu überprüfen. So lässt sich feststellen, ob die Metabolisierung (Verstoffwechslung) von Tamoxifen zu ausreichend hohen Wirkstoffspiegeln (Endoxifen) führt. Die Testung erfolgt im Rahmen des TDM (Therapeutisches Drug Monitoring) und ist eine Kassenleistung. Sie kann frühestens sechs Wochen nach dem Beginn der Tamoxifeneinnahme durchgeführt werden. Auch dieser Test wird in den Leitlinien allerdings bisher nicht empfohlen.

Lesen Sie hierzu auch

„Tamoxifen und Endoxifen - Die Tamendox Studie“ in unserem mamazone MAG vom Juni 2021 Seite 10 ff
"CYP2D6 bei Brustkrebs: Testen oder nicht testen?" auf der Seite des Deutschen Krebsforschungszentrums. Stand 23.09.20

Sehen Sie hierzu auch den Vortrag
"Wirkt Tamoxifen bei mir? Der CYP2D6-Gentest", den Dipl.-Biologe Ralf Weiner auf unserem Diplompatientinnenkongress 2019 gehalten hat (nur für Mitglieder freigeschaltet).

Spezifische, mögliche Nebenwirkungen und Gegenanzeigen von Tamoxifen

Tamoxifen verursacht die üblichen Nebenwirkungen der Antihormontherapie

Die bedeutendsten spezifischen möglichen Nebenwirkungen von Tamoxifen sind:

  • Erhöhung des Thromboserisikos. Deshalb ist Tamoxifen für Frauen, die bereits eine Thrombose oder Lungenembolie hatten, eher nicht geeignet. Als Alternative werden Aromatasehemmer, ggf. in Kombination mit GnRH-Analoga, empfohlen.
  • Verstärkter Aufbau der Gebärmutterschleimhaut (Endometriumhyperplasie), und in sehr seltenen Fällen Gebärmutterschleimhautkrebs. Wenn Sie mit Tamoxifen behandelt werden, sollten Sie daher einmal jährlich bei Ihrem Frauenarzt eine vaginale Ultraschalluntersuchung zur Bestimmung der Dicke der Gebärmutterschleimhaut machen lassen. So kann man frühzeitig etwaige Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) erkennen und Ihre Antihormontherapie gegebenenfalls anpassen.
  • Schädigungen des Auges wie z.B. Grauer Star (Katarakt), Hornhauttrübungen oder Erkrankungen der Netzhaut (Retinopathien). Eine jährliche Kontrolle beim Augenarzt hilft, etwaige Schäden frühzeitig zu erkennen und gegensteuern zu können.
  • Erhöhung des Osteoporoserisikos bei prämenopausalen Frauen. Bei postmenopausalen Frauen wirkt Tamoxifen eher neutral bzw. knochenschützend. Vor und während der Therapie mit Tamoxifen sollte bei prämenopausalen Frauen die Knochendichte routinemäßig kontrolliert werden, um frühzeitig einer Osteoporose entgegenwirken zu können.
  • Tamoxifen ist fruchtschädigend. Eine gute Verhütung ist daher unumgänglich.

Wechselwirkung mit bestimmten Antidepressiva

Nehmen Sie Antidepressiva ein? Dann informieren Sie bitte Ihren Arzt / Ihre Ärztin über die Einnahme von Tamoxifen. Viele Antidepressiva werden, ebenso wie Tamoxifen, mithilfe des Enzyms CYP2D6 verstoffwechselt und es kann nicht ausgeschlossen werden, dass sie die Wirksamkeit von Tamoxifen beeinträchtigen. Lassen Sie sich beraten, welche Antidepressiva für Sie geeignet sind.

Siehe hierzu auch den Artikel "Behandlung von Depressionen bei Brustkrebs. Was gibt es zu beachten?" von 10 2023 auf der Seite des DKFZ

Low-Dose-Tamoxifen bei Brustkrebs

Die übliche Standarddosierung von Tamoxifen nach einer Brustkrebserkrankung liegt bei 20 mg pro Tag. Niedriger dosiertes Tamoxifen verursacht erfahrungsgemäß weniger Nebenwirkungen als die Standarddosierung. Aber schützt niedrig dosiertes Tamoxifen (Low-Dose-Tamoxifen) Brustkrebspatientinnen vor einem Rezidiv und Metastasen?

Die TAM-01-Studie – relevant bei Brustkrebsvorstufen!

Für Brustkrebsvorstufen (DCIS, LCIS und ADH = atypische duktale Hyperplasie) wurde dies mit der TAM-01-Studie untersucht. Bei Frauen mit nicht-invasiven Krebsvorstufen konnte bereits die reduzierte tägliche Dosis von 5 mg Tamoxifen invasive und nicht-invasive Rezidive, d.h. Brustkrebs und erneute Brustkrebsvorstufen, verhindern, und es traten deutlich weniger Nebenwirkungen auf als bei der Standarddosierung von 20 mg.

Wichtig:
Die TAM-01-Studie bezieht sich ausschließlich auf Brustkrebsvorstufen und macht keine Aussagen zu Low-Dose-Tamoxifen bei invasivem Brustkrebs!

Wie der aktuelle Wissensstand zu Low-Dose-Tamoxifen (als Prophylaxe, bei Krebsvorstufen und bei invasivem Brustkrebs) ist, können Sie nachlesen im Artikel „Low-Dose-Tamoxifen bei Brustkrebs“ auf der Seite des DKFZ vom Juli 2023