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BRCA & CO

Wie gefährlich sind die verschiedenen Genmutationen?

Mutationen in Hochrisiko-Genen

  • BRCA1 und 2

Bereits seit Mitte der 1990er Jahre kennt man die BRCA (Breast Cancer) 1 und 2 Gene, deren pathogene (Krankheits-verursachende) Mutationen das Risiko an Brust- oder Eierstockkrebs zu erkranken sehr stark erhöhen. Bis zu circa 70% der Frauen, die diese Genmutation in sich tragen (BRCA-Mutations-Trägerinnen), erkranken im Laufe Ihres Lebens an Brustkrebs, ungefähr die Hälfte davon bereits vor dem 50.  Lebensjahr. Man spricht hier von Hochrisiko-Genmutationen.

Bei Menschen mit diesen pathogenen Mutationen in den BRCA Genen fehlt eine wichtige Schutzfunktion gegen Krebs. BRCA-Gene sind sogenannte Tumorsuppressor-Gene, also Tumor-unterdrückende–Gene. Fällt das BRCA1 und / oder BRCA2 Gen aufgrund der Mutation als natürlicher Schutzmechanismus aus, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich aus einer entarteten Körperzelle ein Tumor entwickelt, extrem an.

Ein spezielles Früherkennungsprogramm der Brust sowie die Beratung zu Risiko-reduzierenden Maßnahmen wird an FBREK-(familiärer Brust- und Eierstockkrebs) Zentren und deren Kooperationspartnern angeboten.

Wichtig: Nicht nur das Mammakarzinom-Risiko im Auge behalten!

Während Frauen ohne pathogene BRCA Mutationen mit ca 1% ein relativ geringes Risiko haben im Laufe Ihres Lebens an Eierstockkrebs zu erkranken, ist dieses bei BRCA1 Mutationsträgerinnen mit ca 44% und BRCA2 Mutationsträgerinnen mit ca 17% sehr groß. Anders als beim Mammakarzinom ist das Ovarialkarzinom leider oft im frühen Stadium noch nicht erkennbar. Als einzige effektive Schutzmaßnahme gilt derzeit die vorsorgliche Entfernung der Eierstöcke und Eileiter. Durch diese Maßnahme wird das Erkrankungsrisiko bei BRCA Trägerinnen auf ca 2% abgesenkt.   

Menschen mit pathogenen BRCA-Mutationen haben zudem ein erhöhtes Risiko für Prostatakrebs, Darmkrebs, Hautkrebs und Bauchspeicheldrüsenkrebs. Die entsprechenden Vorsorge- und Früherkennungsmaßnahmen für diese Krebsarten sollten von den Betroffenen also regelmäßig und bereits in jüngeren Jahren als üblich wahrgenommen werden.

  • PALB2

Neben BRCA1 und BRCA2 gilt auch das PALB2 als Hochrisiko-Gen für die Entstehung eines Mammakarzinoms. PALB2 ist ebenso wie BRCA1 und 2 bei der Reparatur von DNA-Doppelstrangbrüchen wichtig und bedeutet „partner and localizer of BRCA2

Mutationen in Moderaten-Risikogenen

Auch Mutationen an anderen Genen können das Risiko an einem Mammakarzinom zu erkranken erhöhen. Beispielsweise können Mutationen bei den Genen ATM, BARD1, RAD51C und RAD51D, CHEK2 zu einem moderaten bis deutlich erhöhtem Brustkrebsrisiko führen.

Beim Vorliegen von Mutationen in diesen Genen wird eine intensivierte Vor- und Nachsorge ab dem 30.ten Lebensjahr empfohlen. Anders als bei BRCA-Mutationen sind bei Mutationen in moderaten Risikogenen Risiko-reduzierende Operationen nur im Einzelfall und in Abhängigkeit von der Familienkonstellation in Betracht zu ziehen.  

Mutationen in Niedrig-Risikogenen

Schlussendlich gibt es noch eine Fülle von Keimbahnmutationen an weiteren Genen, die für sich genommen meist nur zu einer geringen oder gar keiner Erhöhung des Erkrankungsrisikos führen. Allerdings können mehrere dieser sogenannten Niedrigrisiko-Genmutationen im Zusammenspiel das Brustkrebsrisiko manchmal erhöhen.

Polygener Risikoscore: Erst die Gesamtschau gibt ein aussagekräftiges Bild

Aus den nachgewiesenen Genmutationen ergibt sich in der Gesamtschau ein sogenannter PRS (Polygener Risikoscore). Um zu einer realistischen Einschätzung Ihres individuellen Risikoprofils und der anzuratenden Schutzmaßnahmen zu kommen, bedarf es großer Expertise. Das gilt insbesondere, wenn nicht ausschließlich BRCA 1/2 Mutationen sondern andere oder weitere Risiko-Gen-Mutationen vorliegen. Sie sollten sich hierfür unbedingt an hochspezialisierte Zentren wenden.

Weitere Informationen

Vorträge von unseren Diplompatientinnen-Kongressen (nur für Mitglieder freigeschaltet)

2022 "BRCA-Diagnostik - eine Erfolgsstory. Aber muss da nicht noch was kommen?" von Fr. Prof. Dr. med. Nina Ditsch
2022 "BRCA-Diagnostik - eine Erfolgsstory. Aber muss da nicht noch was kommen?" Hr. Prof. Dr. med. Alfons Meindl

Links

03 2021 "Brustkrebsgene: Ihre Zahl wächst stetig" im Deutschen Ärzteblatt