BrustkrebswissenBrustkrebs erkennen

Genexpressionstests

Soviel Therapie wie nötig, sowenig Therapie wie möglich!

Meist kann man mit den standardmäßig durchgeführten Gewebeuntersuchungen sehr gut entscheiden, wie umfangreich die Operation zu sein hat, ob eine Bestrahlung notwendig ist und ob beispielsweise eine zielgerichtete Therapie gemacht werden sollte.

Bei der Entscheidung „Chemo ja oder nein“ bleiben hingegen oft Unsicherheiten, insbesondere bei hormonrezeptor-positiven, HER2-negativen Brustkrebserkrankungen mit keinem oder nur sehr geringem Lymphknotenbefall. Hier kann ein Genexpressionstest als zusätzliche Entscheidungshilfe genutzt werden.

MammaPrint, OncotypeDX, EndoPredict und Prosigna

Die in Deutschland gebräuchlichsten Genexpressionstests bei Brustkrebs sind MammaPrint, OncotypeDX, EndoPredict und Prosigna. Alle diese Tests versuchen anhand von Genuntersuchungen am Tumorgewebe genauer zu prognostizieren wie hoch das Rückfallrisiko einer Brustkrebspatientin tatsächlich ist und ob eine Chemotherapie zusätzlich zur Antihormontherapie empfohlen werden muss.

Wieviele und welche Gene angeschaut werden, ist bei den jeweiligen Tests unterschiedlich. Auch welche Bedeutung (Gewichtung) man einem bestimmten Gen für die Prognose zuschreibt, ist bei den Tests nicht gleich.

Deshalb kann die Testung von ein und demselben Tumor bei unterschiedlichen Genexpressionstests manchmal auch zu unterschiedlichen Prognosen (also hohes, mittleres oder niedriges Rückfallrisiko) führen. Welcher Test in diesen Fällen letztlich die bessere Prognose liefert, lässt sich nicht vorhersagen und ist sicher auch von Fall zu Fall verschieden. Es bleibt derzeit also selbst mit Genexpressionstest manchmal noch eine gewisse Unsicherheit in der Prognose für den Verlauf einer Brustkrebserkrankung.

Insgesamt erhöhen aber alle diese Tests die Prognosefähigkeit und sie werden bei bestimmten Voraussetzungen sogar in der AGO-Leitlinien zur Anwendung empfohlen. Siehe hierzu das Dokument der AGO (Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie) „Prognostische und Prädiktive Faktoren“

Genexpressionstests - in vielen Fällen eine Kassenleistung

Gentests sind teuer. Sie kosten mehrere tausend Euro. Deshalb begrüßt mamazone sehr, dass seit 2020 neben OncotypeDX auch die Genexpressionstests MammaPrint, EndoPredict und Prosigna als Kassenleistung zugelassen sind. Bislang gilt dies allerdings nur für Patientinnen mit frühem Brustkrebs ohne Lymphknotenbefall, wenn der Tumor hormonrezeptor-positiv und HER2-negativ ist.

Siehe hierzu auch in der Ärztezeitung den Artikel "Bei Brustkrebs drei neue Gentests auf Kasse erlaubt"

Aktuell lässt der G-BA (Gemeinsame Bundesausschuss) die Aussagekraft von Genexpressionstests auch bei Lymphknotenbefall überprüfen. Bei einer Bestätigung der Aussagekraft könnten künftig auch Patientinnen mit ein bis drei befallenen Lymphknoten einen kostenfreien Genexpressionstest erhalten. Siehe hierzu die Pressemitteilung des G-BA vom Mai 2023 "Biomarker-Test bei Brustkrebs: Gemeinsamer Bundesausschuss überprüft Aussagesicherheit bei befallenen Lymphknoten"

Herstellerinformationen zu den einzelnen Genexpressionstests

Ergänzend finden Sie Hersteller-Informationen zu den einzelnen Tests unter

Gut zu wissen

MammaPrint untersucht Tumorgewebe das frisch oder schockgefroren ist. OncotypeDX, EndoPredict und Prosigna untersuchen Tumorgewebe im Paraffinblock, was die Handhabung leichter macht.

Auch wichtig

Natürlich werden Genexpressionstests in der Hoffnung gemacht, dass ein Tumor nicht so aggressiv ist, wie er auf den ersten Blick vielleicht erscheint. Oft wird diese Hoffnung auch erfüllt und man kann guten Gewissens auf eine Chemotherapie verzichten. Allerdings gibt es manchmal auch Fälle in denen sich beim Genexpressionstest herausstellt, dass ein Tumor doch aggressiver ist, als ursprünglich angenommen und dann eine Chemotherapie empfohlen werden muss.

Weitere Informationen

Vorträge von unseren Diplompatientinnen-Kongressen (nur für Mitglieder freigeschaltet)

2021 "Welcher Gentest bei welcher Patientin? EndoPredict, Mammaprint, Prosigna oder OncoType?" von Dr. med. Johannes Ettl