Nebenwirkungen Mit der Antihormontherapie von „Jetzt auf Gleich“ in die Wechseljahre Auch wenn die mit der Antihormontherapie verbundenen Nebenwirkungen im Vergleich zu denen von Chemotherapien weniger schwerwiegend sind, machen sie doch vielen Patientinnen zu schaffen. So führt der Entzug oder die Blockade der Östrogene bei prämenopausalen Frauen dazu, dass sie quasi schlagartig von „heute auf morgen“ in die Wechseljahre katapultiert werden. Die damit einhergehenden Beschwerden können bei manchen Patientinnen eher mild, bei anderen hingegen durchaus stark ausfallen. Im Wesentlichen geht es um: Hitzewallungen Schweißausbrüche und verstärktes Schwitzen Schlafstörungen Trockene Schleimhäute (auch der Vaginalschleimhäute) Libidoverlust (eingeschränkte Lust und Freude am Sexualleben) Depressive Verstimmungen Erhöhtes Risiko für Osteoporose und Knochenbrüche Gewichtszunahme Wichtig: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt / Ihrer Ärztin, wenn Nebenwirkungen der Antihormontherapie Sie allzu sehr belasten! Vielleicht hilft ein Wechsel auf ein anderes Präparat. Manche Beschwerden lassen sich auch medikamentös oder durch verschiedene naturheilkundliche Maßnahmen lindern. Nebenwirkungen der AHT erfolgreich meistern Hormongaben und Phytoöstrogene sind tabu Die oben genannten Nebenwirkungen sind letztlich Symptome einer beabsichtigten Östrogenmangelsituation. Leider verbieten sich ausgleichende Östrogengaben bei Patientinnen mit hormonsensiblem Brustkrebs. Schließlich würde dadurch die gewünschte Wirkung der Antihormontherapie ausgehebelt. Phytoöstrogene sind Pflanzenstoffe (phyto bedeutet Pflanze), die östrogenähnlich wirken. Bei konzentrierten Phytoöstrogenen in Form von Nahrungsergänzungsmitteln ist daher Vorsicht geboten! Die bei Wechseljahresbeschwerden gerne empfohlenen Nahrungsergänzungsmittel mit isolierten Isoflavonen aus der Sojabohne sind bei Frauen mit hormonsensiblem Brustkrebs beispielsweise tabu, da nicht ausgeschlossen werden kann, dass sie das Rezidivrisiko erhöhen. Sojahaltige Nahrungsmittel sind davon nicht betroffen, solange sie in Maßen konsumiert werden. Bewegung und Sport – immer eine gute Wahl! Bewegung und Sport können gegen viele Nebenwirkungen der Antihormontherapie hilfreich sein. Zu nennen wären hier beispielsweise: Minderung von Gelenkschmerzen Erhöhung der Schlafqualität Schutz gegen Osteoporose Minderung von depressiven Verstimmungen Anregung des Stoffwechsels – unterstützend gegen Gewichtszunahme Senkung des Rezidivrisikos Mehr Informationen und viele Tipps zu diesem Thema finden Sie in unserem Kapitel „Sport und Bewegung“ Mit geeigneter Ernährung Osteoporose & Co. begegnen „Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel sein und eure Heilmittel sollen eure Nahrungsmittel sein.“ rät schon Hippokrates von Kos (460 - etwa 377 v. Chr.), griechischer Arzt, "Vater der Heilkunde". Wie können wir also mit Ernährung etwaige Nebenwirkungen der Antihormontherapie abmildern? Nachstehend einige Tipps: Mit abwechslungsreicher, gesunder und kalorienangepasster Ernährung lässt sich eine unerwünschte Gewichtszunahme zumindest teilweise verhindern. Kalzium und Vitamin D sind für die Stabilität der Knochen wichtig. Insbesondere während der Antihormontherapie, durch die sich das Risiko für Osteopenie und Osteoporose erhöht, sollte auf eine ausreichende Zufuhr von Kalzium und Vitamin D mit der Nahrung bzw. über Nahrungsergänzungsmittel geachtet werden. Wenn man zu Schweißausbrüchen neigt, kann es hilfreich sein, auf scharf gewürzte Speisen oder sehr kalte Sommergetränke zu verzichten. Mehr zum Thema finden Sie in unserem Kapitel „Ernährung“ Scheidentrockenheit lokal therapieren Als sehr belastend wird von vielen Patientinnen eine trockene Vaginalschleimhaut empfunden, die zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen kann. Hier sind spezielle hormonfreie Cremes und Gleitgels hilfreich. Auch Vaginalcremes und –zäpfchen mit einer sehr geringen Dosis (0,03 mg) Estriol können Linderung verschaffen. Estriol lokal angewendet in sehr niedriger Dosierung erhöht Ihr Rückfallrisiko nach aktuellem Kenntnisstand nicht. Auf Östradiolpräparate sollten Sie aber verzichten. Manche Gynäkologen bieten zudem eine Lasertherapie an, die die Vaginalschleimhaut stabilisieren soll. Mehr dazu finden Sie hier Mit Akupunktur gegen Gelenkschmerzen und Hitzewallungen Akupunktur kann u.a. gegen Gelenkschmerzen und Hitzewallungen hilfreich sein. Mehr zum Thema Akupunktur finden Sie in unserem Kapitel TCM-Traditionelle Chinesische Medizin Medikamente – die Linderung verschaffen können Manchmal reichen die oben genannten „sanften“ Maßnahmen einfach nicht aus, um gut durch die Antihormontherapie zu kommen. Dann können auch Medikamente eingesetzt werden, um die Nebenwirkungen abzufedern. Medikamente aus folgenden Medikamentengruppen kommen hierfür beispielsweise in Frage: Antidepressiva können bei depressiven Verstimmungen, aber auch bei Hitzewallungen in Betracht kommen. Antiepileptika können bei klimakterischen Beschwerden helfen. Antiresorptive Medikamente: Bisphosphonate und der Antikörper Denosumab können nicht nur gegen Knochenmetastasen, sondern in niedriger Dosierung auch gegen Osteoporose eingesetzt werden. Wichtige Informationen hierzu finden Sie in unserem Kapitel Bisphosphonate und Zielgerichtete Therapien bei Knochenmetastasen Ihr Arzt / Ihre Ärztin wird mit Ihnen besprechen, welche Medikamente in Ihrer individuellen Situation geeignet sind. Last but not least Die Antihormontherapie erfordert Durchhaltevermögen und vielleicht würden Sie an manchen Tagen diese langjährige Therapie am liebsten einfach abbrechen. Das sollten Sie keinesfalls vorschnell tun, denn die Antihormontherapie ist eine bewährte und starke Waffe gegen Hormonrezeptor-positiven Brustkrebs, die das Rückfallrisiko deutlich senken kann! Unser mamazone-Tipp: Versuchen Sie gemeinsam mit Ihrem Ärzteteam zunächst die Nebenwirkungen bestmöglich in den Griff zu bekommen. Wenn Sie die Antihormontherapie trotz aller Maßnahmen sehr belastet, sollten Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt / Ihrer Ärztin Klarheit darüber bekommen, wie hoch Ihr aktuell bestehendes Rückfallrisiko "mit" und "ohne" diese Therapie ist und erst danach eine Entscheidung treffen. Vielleicht stellt nach einer gewissen Therapiedauer eine vorzeitige Beendigung für Sie tatsächlich kein allzu großes Risiko mehr dar und ist angesichts der bestehenden Belastungen vertretbar. Oder aber man kommt zu dem Schluss, dass eine Fortführung der Antihormontherapie trotz der Nebenwirkungen dringend anzuraten ist, damit Sie weiterhin bestmöglich vor Rezidiv und Metastasierung geschützt bleiben. Dann ist es zumindest ermutigend zu wissen, dass man die Nebenwirkungen der Antihormontherapie aus gutem Grund auf sich nimmt. Weitere Informationen in unserem mamazone MAG 06 2024 "Komplementärmedizinische Behandlungsstrategien: Gelenkschmerzen unter antihormoneller Behandlung" S. 44 ff. 12 2023 "Schulmedizinische Behandlungsstrategien: Gelenkschmerzen unter antihormoneller Behandlung" S. 30 ff. Vorträge von unseren Diplompatientinnen-Kongressen (nur für Mitglieder freigeschaltet) 2019 "Trocken gelegt - Nebenwirkungen unter Hormonentzug" von Dr. rer. nat. Ralph Wirtz 2019 "Östrogenmangelsymptome - Praktische Hilfe" von Prof. Dr. med. Jens Huober Links 11 2023 "Auch bei Brustkrebs können Frauen eine vaginale Östrogentherapie durchführen" in deutschen Ärzteblatt (Abstract einer im Artikel genannten Studie "Vaginal Estrogen Therapy Use and Survival in Females With Breast Cancer" in Jama Oncology 06 2023 "Hitzewallungen & Co: Wechseljahresbeschwerden bei Krebs" auf der Seite des Deutschen Krebsinformationsdienstes 2023 "SENO 2023 - Das Wichtigste Tag 2: Knochengesundheit bei Brustkrebs" von Prof. Hadji auf dem youtube-Kanal von Brustkrebs Deutschland e.V. Zum Video auf www.youtube.com geht es hier 03 2021 "Knochenschutz von Anfang an" auf der Seite Pharmazeutische Zeitung 2018 "Wechseljahre nach Mammakarzinom Hormone sind kontraindiziert – doch es gibt Alternativen" im Deutschen Ärzteblatt