BrustkrebswissenBrustkrebs behandeln

Zielgerichtete Therapien für HER2-positive Tumore

Die nachstehenden Therapien kommen für Frauen mit HER2-positivem (teilweise auch HER2-low) Brustkrebs in Frage.

1. Antikörper: Wachstum durch Rezeptorblockade unterbinden

Der bekannteste Antikörper im Bereich der Brustkrebsbehandlung ist Trastuzumab. Er heftet sich an den HER2-Rezeptor und blockiert so gezielt die Übertragung von Wachstumssignalen an die Brustkrebszelle.

Manchmal versuchen Tumorzellen diese HER2-Blockade durch eine „Verbrüderung“ der HER2-Rezeptoren mit anderen Rezeptoren der HER-Familie zu umgehen. Der Antikörper Pertuzumab, verhindert dieses Ausweichmanöver der Tumorzellen und verstärkt so die Wirksamkeit von Trastuzumab.

In Abhängigkeit von Tumorbeschaffenheit und axillärem Lymphknotenbefall werden Trastuzumab und Pertuzumab gemeinsam gegeben. Oft auch in Kombination mit Chemotherapie oder auch mit dem Tyrokinasehmmer Laptinib.

Medikamente:

Wirkstoffe:
Trastuzumab (Produktname Herceptin)
- Pertuzumab (Produktname Perjeta)
- Fixkombination Trastuzumab und Pertuzumab (Produktname Phesgo)

  • Infusion oder subkutane Injektion
  • Zugelassen für die Behandlung von HER2-positivem Brustkrebs
  • Beeinträchtigung der Herzfunktion insbesondere bei Patientinnen, die mit Chemotherapeutika aus der Gruppe der Anthrazyklinen behandelt wurden, möglich. Kardiologische Überwachung wichtig

2. Wirkstoffkonjungate: Mit Trojanern gegen die Tumorzelle vorgehen

Bei den Anti-HER2-Wirkstoff-Konjugaten werden Zytostatika an den Antikörper Trastuzumab gekoppelt. Das Trastuzumab bindet dann an den HER2-Rezeptor und bringt so das Chemotherapeutikum direkt in die Tumorzelle. Dort kann das Chemotherapeutikum dann sehr gezielt wirken.

Schon seit 2013 ist Trastuzumab Emtansine (T-DM1) Antikörper Trastuzumab und dem Chemotherapeutikum Emtanisine zugelassen.

Neu hinzugekommen ist in 2021 das Wirkstoffkonjugat Trastuzumab-Deruxtecan (T-DXd) bei dem mit Antikörper Trastuzumab das Zytostatikum Deruxtecan verabreicht wird.

Medikamente

Wirkstoff Trastuzumab-Emantasine (Produktname Kadcyla)

  • Infusion
  • Zugelassen für metastasierten HER2-positiven Brustkrebs, wenn Trastuzumab bzw. die Kombination von Trastuzumab und Pertuzumab nicht mehr wirkt oder beim HER2-positiven frühen Brustkrebs, wenn nach neoadjuvanter Behandlung mit Chemotherapie und Anti-HER2-Therapie (Trastuzumab und ggf. Pertuzumab) noch ein Tumorrest vorhanden ist

Wirkstoff Trastuzumab-Deruxtecan (Produktname Enhertu)

  • Infusion
  • Zugelassen für  inoperablen oder metastasierten Brustkrebs, wenn die Patientinnen schon mindestens eine gegen HER2 gerichtete Vortherapie erhalten haben
    und
    für inoperablem oder metastasierten HER2-low Brustkrebs für Patientinnen, die bereits eine Chemotherapie in der metastasierten Situation erhalten haben oder bei denen während oder innerhalb von 6 Monaten nach Beendigung der adjuvanten Chemotherapie ein Rezidiv aufgetreten ist.

3. Tyrosin-Kinasehemmer: Übertragung von Wachstumssignalen hemmen

Die in der Anti-HER2-Therapie verwendeten Tyrosinkinase-Hemmer blockieren die Übertragung von Wachstumssignalen an verschiedenen Rezeptoren der HER-Familie.

Bereits seit 2008 zugelassen ist Lapatinib, das die Signalübertragung von HER2 und EGFR hemmt.  In 2018 folgte Neratinib, das HER2, EGFR und HER4 blockiert. Und erst seit 2021 steht Tucatinib zu Verfügung, das sich gegen HER2 und HER3 richtet.

Medikamente

Wirkstoff Lapatinib (Produktname Tyverb)

  • Tablette
  • Zugelassen für Patientinnen mit HER2-positivem Brustkrebs, wenn die Erkrankung unter Trastuzumab fortschreitet
  • Kann alleine oder in Kombination mit Chemotherapie oder Antikörper eingesetzt werden

Wirkstoff Neratinib (Produktname Nerlynx)

  • Tablette
  • Zugelassen für Patientinnen mit HER2-positivem Brustkrebs, wenn die Erkrankung unter Trastuzumab fortschreitet
  • Kann im Anschluss an die Trastuzumab Therapie gegeben werden

Wirkstoff Tucatinib (Produktname Tukysa)

  • Tablette
  • Zugelassen für Patientinnen mit HER2-positivem fortgeschrittenem Brustkrebs nach mindestens zwei gegen HER2 gerichtete Behandlungen
  • Wird in Kombination mit Trastuzumab und Capecitabin gegeben

Aktuelle Forschungsergebnisse

In unserer Rubrik "Neues aus der Forschung" finden Sie nachstehende Beiträge zum Thema.

11 2024 "Riesenfortschritt bei der Therapie von metastasierten HER2+ Tumoren": Destiny-Breast12-Studie zur Wirksamkeit von Trastuzumab-Deruxtecan gerade auch bezüglich Hirnmetastasen

10 2024 "Neues zur medikamentösen Therapie von HER2+ Tumoren":  Aphinity Studie zeigt, dass insbesondere HER2+ Brustkrebspatientinnen mit Lymphknotenbefall von einer Chemotherapie plus Trastuzumab plus Pertuzumab profitieren

06 2024 "HER2+ Antikörpertherapie: PET/CT zeigt wann auf zusätzliche Chemotherapie verzichtet werden kann":  PHERGain Studie zeigt, dass manchmal eine duale HER2-Blockade mit Trastuzumab plus Pertuzumab für die Behandlung von HER2-Tumoren in der adjuvanten Situation ausreicht und auf eine zusätzliche Chemotherapie verzichtet werden kann.

Weitere Informationen

Vorträge von unseren Diplompatientinnen-Kongressen (nur für Mitglieder freigeschaltet)

2022  "Mammakarzinom HER2/neu: Low - Bedeutung und Therapieoptionen" von Prof. Dr. med. Christian Dannecker

Links

05 2023 "Trastuzumab-Deruxtecan: Vorteile auch bei HER2-low-Brustkrebs" Pressemitteilung des IQWiG (Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen)
03 2023 "HER2-low-Brustkrebs: Was ist das eigentlich?"auf der Seite des Deutschen Krebsinformationsdienstes
02 2023 "IQWiG sieht beträchtlichen Zusatznutzen von Trastuzu­mab-Deruxtecan bei fortgeschrittenem Brustkrebs" im Deutschen Ärzteblatt
      2021"Metastasiertes Her2+ Mammakarzinom: „Quantensprung“ durch Antikörperkonjugat" im Deutschen Ärzteblatt