BrustkrebswissenÜber Brustkrebs

Basiswissen Brustkrebs

Brustkrebs bei Frauen ist in Deutschland die häufigste Krebserkrankung – Rund 71.000 Frauen erhalten jedes Jahr diese schwierige Diagnose. Doch es gibt auch eine gute Nachricht: die Überlebensaussichten für an Brustkrebs Erkrankte verbessern sich ständig. Denn durch viele neue Behandlungsmethoden, die die Forschung in den letzten Jahren hervorgebracht hat, und durch die frühzeitige Entdeckung der Krankheit können immer mehr betroffene Frauen mit einer dauerhaften Heilung rechnen.

Risikofaktoren

Das Phänomen Brustkrebs bedeutet, dass sich ein bösartiger Tumor, auch Mammakarzinom genannt, im Brustgewebe gebildet hat. Welche Ursachen genau dazu führen, ist noch immer nicht eindeutig erwiesen – verschiedene Einflüsse wirken bei der Entstehung dieser Erkrankung zusammen, d.h. die Erkrankung ist multifaktoriell bedingt.

So können bestimmte Risikofaktoren Brustkrebs fördern. Dazu gehören zum einen nicht beeinflussbare, zum Beispiel genetisch bedingte Faktoren: familiärer Brustkrebs ist jedoch nur für rund zehn Prozent aller Brustkrebserkrankungen verantwortlich. Zum anderen spielen beeinflussbare Faktoren eine Rolle – dazu gehören zu üppige Lebensgewohnheiten (Alkohol, Übergewicht, Umgang mit giftigen Wirkstoffen), das Fortpflanzungsverhalten (zum Beispiel die erste Geburt mit über 30 Jahren) und jede Menge hormoneller Faktoren (möglicherweise die „Pille“, Einnahme von Hormonersatz während der Wechseljahre, Überlastung durch hormonartige Umweltstoffe).

Entstehung und Krankheitsverlauf – Brustkrebs, ein Supergau der Zelle

Ein bösartiger Tumor entsteht, wenn gesunde Zellen in den Milchgängen oder im Drüsengewebe (Drüsenläppchen) nicht mehr den strengen Gesetzen der Zellteilung gehorchen, sondern in einer Art „Supergau“ entarten, um sich dann ungebremst zu vermehren. Wie schnell sich der Brustkrebs anschließend freie Bahn zum totalen Wildwuchs verschafft, ist von vielen Faktoren abhängig – unter anderem davon, ob und wie stark die Tumorzellen auf Hormone oder auch andere Botenstoffe als Wachstumsreiz reagieren.

Brustkrebserkrankungen werden in verschiedene Stadien eingeteilt. Von diesen hängt auch die weitere Abschätzung von Rückfallgefahr und Heilung ab. Das jeweilige Stadium ergibt sich aus dem Ausbreitungsgrad, dem Bösartigkeitsgrad (Grading) und dem Vorliegen von weiteren, sogenannten molekularen Risikofaktoren in der „Visitenkarte“ eines Brusttumors. Ist der Knoten lokal begrenzt und hat noch keine weiter entfernten Absiedelungen (= Metastasen, Tochtergeschwülste) gebildet, handelt es sich um einen vor Ort gebliebenen Krebs, um ein sogenanntes Ductales Carcinoma In Situ, abgekürzt DCIS. In diesem noch sehr frühen Stadium sind die Chancen auf Heilung am größten.

Hat der Knoten eine gewisse Größe erreicht, breiten sich die Krebszellen – je nach Lage des Tumors – über die Lymph- oder Blutbahnen in das umliegende Brustgewebe aus und streuen in die Lymphknoten. Von metastasiertem Brustkrebs spricht man bei einer fortgeschrittenen Krebserkrankung, bei der sich die Krebszellen fern von ihrem Entstehungsort in andere Organe abgesiedelt haben. Fast immer sind in so einem Fall zuerst die Lymphknoten in der Achselhöhle befallen. Später streut der Brustkrebs dann aber auch in die Knochen, in die Lunge, in das Gehirn oder in die Leber. Möglich sind aber auch andere Metastasierungsorte wie etwa die Schilddrüse oder die Eierstöcke.

Diagnoseverfahren – wie entdecke ich einen Brustkrebs?

Trotz der in Deutschland eingeführten flächendeckenden Mammographie-Reihenuntersuchung für alle Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren („Screening“) ertasten immer noch über 30 Prozent der Frauen ihren Knoten selbst. Dieses Ertasten eines Knotens ist keine Früherkennung, sondern eine „Späterkennung“. Am günstigsten ist es, wenn ein bösartiger Brusttumor eine Größe von unter 1 cm hat und nur durch bildgebende Verfahren und nicht erst durch eine Selbstuntersuchung aufgespürt werden kann.

Neben dem tastbaren Knoten können Hauteinziehungen und Veränderungen der Brustwarze Symptome der Erkrankung sein. Es gibt aber auch Tumore, die optisch nicht durch Gewebseinziehungen und Veränderungen der Brustwarze auf sich aufmerksam machen (wie etwa der bereits erwähnte „Vor-Ort-Brustkrebs“, DCIS genannt). 

Bildgebende Untersuchungsmethoden sind die digitale Mammographie, der hochauflösende Ultraschall und die Magnetresonanztomographie (MRT).  Hat sich ein ernsthafter Verdacht auf einen bösartigen Tumor ergeben, so wird unter Kontrolle eines der oben genannten bildgebenden Geräte eine Gewebeprobe (Biopsie) entnommen und im Labor untersucht.

WICHTIG:

Bis zu diesem ersten „einschneidenden“ Zeitpunkt sollte die Patientin in aller Ruhe und Ausführlichkeit die „Logistik“ Ihrer Brustkrebs-Operation durch recherchieren und in trockenen Tüchern haben!

Um die richtige Behandlung auswählen zu können, muss das Stadium der Erkrankung durch Voruntersuchungen möglichst genau festgelegt werden. Im frühen wie auch fortgeschrittenen Stadium wird der Tumor durch eine Operation entfernt; anschließend wird meist eine Kombination aus Chemo-, Strahlen-, Antihormon- oder Antikörpertherapie oder auch bestimmten Signalhemmern gegeben. 

Weitere zukunftsweisende Therapieansätze werden in einer Vielzahl an Studien erprobt. Im metastasierten Stadium ist eine Heilung derzeit zwar nicht zu erreichen. Durch eine aktive und achtsame Nachsorge kann die Erkennung eines wiedergekehrten Brustkrebs jedoch schon sehr früh erfolgen und so mit Hilfe von lokalen wie  auch systemischen innovativen Therapieformen über lange Zeit in Schach gehalten werden.

Operation – Entfernung, Wiederaufbau und die Visitenkarte des Brustkrebs

Ein bösartiger Tumor wird zunächst operativ entfernt. Je nach Größe und Lage des Tumors muss mehr oder weniger befallenes Brustgewebe entnommen werden. Heute können bereits 70 bis 80 Prozent aller Brustkrebserkrankungen so operiert werden, dass die Brust erhalten bleibt. Der gesamte Tumor und das an das Tumorbett angrenzende Gewebe werden bei dieser Operation, von der meist nur eine kleine Narbe zurückbleibt, entfernt. Manchmal ist es aber auch nicht möglich und nicht ratsam, die Brust zu erhalten, speziell bei zu großen oder zu ungünstig gelegenen Knoten. Wenn viel Gewebe entfernt oder die ganze Brust abgenommen werden musste, können verschiedene brustaufbauende Verfahren zum Einsatz kommen.

Früher wurden bei der Operation gleichzeitig alle Lymphknoten in den Achselhöhlen entfernt, um das Stadium der Erkrankung festzustellen. Mit der Wächterknoten-Entfernung (Sentinel-Node-Biopsie) kann heute die Ausräumung der Lymphknoten verringert werden: dabei wird zunächst nur noch der sogenannte „Wächterlymphknoten“, also der Lymphknoten, der dem Brusttumor am nächsten liegt (sentinel lymph node), entnommen und vom Pathologen auf Tumorbefall untersucht. 

Das gesamte herausoperierte Tumorgewebe kann dann, in einem zweiten Schritt, eingehend auf seine molekulare und genetische „Visitenkarte“ in Hinblick

  • auf die Einschätzung der Rückfallgefahr (heute auch mit Hilfe von sogenannten „Genexpressionsprofilen“)
  • auf das Vorhandensein von Andockstellen für gezielte und spezifische Medikamente (wie etwa eine antihormonelle Therapie oder eine Behandlung mit Antikörpern und Signalhemmern)
  • auf die individuelle Sinnhaftigkeit einer Chemotherapie
  • von modernen Pathologen überprüft werden.

Weitere Informationen

Vorträge von unseren Diplompatientinnen-Kongressen (nur für Mitglieder freigeschaltet)

2018 "Basics - das Brustkrebs ABC" von Dr. med. Jaqueline Sagasser