BrustkrebswissenBrustkrebs behandeln

Die Chemotherapie

Stark gegen Krebs – belastend für die Patientin

Kaum eine Therapie erzeugt so viele Sorgen und Ängste wie eine empfohlene Chemotherapie. Fragen wie

  • Soll ich mir das zumuten?
  • Schwäche ich meinen Körper nicht dadurch, anstatt ihn gegen den Tumor fit zu machen?
  • Wie soll ich das Alles durchstehen?

kreisen in unserem Kopf.

Geht das nicht sanfter?

Das ist die zentrale Frage, die im Vorfeld umfassend geklärt werden muss. Denn spätere Zweifel an der Notwendigkeit der Chemotherapie sind eine Belastung, die es Ihnen schwer macht mit den unvermeidlichen Nebenwirkungen umzugehen.

Grundsätzlich wird Ihnen Ihr behandelndes Team nur dann eine Chemotherapie nahelegen, wenn sich dadurch Ihre

  • Heilungschancen bei vertretbaren Nebenwirkungen erhöhen (beim frühen Brustkrebs)
  • Ihre tumorbedingten Beschwerden gelindert werden (beim metastasierten Brustkrebs)

Ausschlaggebend sind hierbei insbesondere die genaue Art und Schwere Ihrer Erkrankung und das damit verbundene Rückfallrisiko.

Für die Einschätzung Ihres Rückfallrisikos, sowie für die optimale Behandlung Ihrer Krebserkrankung sind auch die biologischen Eigenschaften des Tumors von großer Bedeutung.  Während die Chemotherapie beispielsweise für die Behandlung von Hormon-Rezeptor-negativen Tumoren quasi „nicht wegzudenken“ ist, kommen insbesondere bei Hormon-Rezeptor-positiven Tumoren teilweise auch schonendereTherapien wie die Antihormontherapie in Frage. Die Antihormontherapie ist wohl das bekannteste Beispiel für eine zielgerichtete Therapie.

Ob zielgerichte Therapien im Einzelfall ausreichen oder aber mit einer Chemotherapie kombiniert werden sollten, hängt von vielen weiteren Faktoren ab, die in den entsprechenden AGO Leitlinien festgelegt werden.

Bei manchen Tumortypen stehen allerdings noch keine oder nur wenige zielgerichteten Therapien zur Verfügung und die Chemotherapie bleibt das Mittel der Wahl. Zudem können auch zielgerichtete Therapien teilweise sehr belastende Nebenwirkungen haben.

Chemo ja, nein oder vielleicht doch?

Das ist eine schwerwiegende Entscheidung, bei der Sie sich von Ihrem Arzt / Ihrer Ärztin umfassend beraten lassen sollten. Stellen Sie alle Ihre Fragen im Vorfeld, damit Sie besser einschätzen können wie stark sich Ihre Heilungs- / Überlebenschancen durch diese Therapie verbessern und mit welchen Nebenwirkungen sie normalerweise rechnen müssen. Entscheidungsrelevant sind hierbei medizinische Aspekte, aber natürlich auch Ihre Lebenssituation und Ihre persönlichen Vorstellungen. Eine junge Frau wird vermutlich andere Prioritäten setzen als eine hochbetagte Patientin.

Vielleicht möchten Sie sich zusätzlich mit anderen Frauen austauschen, die bereits eine Chemotherapie machen oder gemacht haben? Wie ist es diesen Betroffenen während der Therapie gegangen? Wie sind sie etwaigen Alltagsproblemen oder Nebenwirkungen begegnet? Womit haben sie gute Erfahrungen gemacht? Dann kontaktieren Sie doch einfach eine unserer Regionalgruppen und / oder kommen Sie zu einem unserer Gruppentreffen. Mamazone hat viele Regionalgruppen in ganz Deutschland und falls sich keine Gruppe in Ihrer Nähe findet bietet sich vielleicht eines der mamazone Online-Treffen für Sie an.

Grund zur Hoffnung

Es wird viel daran geforscht herauszufinden, wann auf eine Chemotherapie verzichtet werden kann, welche Chemotherapie in welchen Situationen die größten Erfolgschancen hat und wie Tumore noch gezielter bekämpft werden können. Wir können also auf immer schonendere und doch hochwirksame Therapieoptionen hoffen.

Beispielsweise wird derzeit in der Fachwelt diskutiert, in welchen Fällen bei triple positiven Tumoren, (also Tumoren, die die beiden Hormonrezeptoren ER und PR aufweisen und zudem HER2 positiv sind) auf eine bislang angezeigte Chemotherapie eventuell verzichtet werden könnte.

Last but not least

Seien Sie kritisch, wenn Ihnen „sanfte Heilung“ von Ihrer Krebserkrankung abseits der Schulmedizin versprochen wird! Oft wird in diesen Fällen aus Ihrer Not ein Geschäft gemacht. Gefährlich wird das insbesondere, wenn Sie dadurch das Zeitfenster überschreiten, in dem eine schulmedizinische Behandlung noch zur Heilung geführt hätte.

Längst werden auch von Schulmedizinern wissenschaftlich belegte „sanfte Methoden“ wie Naturheilmittel, Ernährung und Sport und anderes, komplementär (begleitend) aber eben nicht alternativ zur schulmedizinischen Krebsbehandlung eingesetzt. Siehe hierzu unser Kapitel Komplementärmedizin

Das Wirkprinzip der Chemotherapie

Warum ist die Chemotherapie so nebenwirkungsreich? Das liegt am Wirkprinzip der verabreichten Medikamente, die Chemotherapeutika oder auch Zytostatika genannt werden. Diese Medikamente wirken systemisch also im ganzen Körper, denn das Ziel der Chemotherapie ist es möglichst alle Krebszellen abzutöten, also auch solche, die in der Bildgebung noch nicht als Tumore oder Metastasen erkennbar sind. So wird einer Metastasierung und Rezidiven vorgebeugt und es werden bestehende Primärtumoren oder Metastasen verkleinert, manchmal sogar ganz eliminiert.

Die Zytostatika schädigen Zellen, die sich gerade teilen und führen so zu deren Absterben. Je schneller und häufiger sich Zellen teilen, desto stärker ist dieser Effekt. Tumorzellen zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich besonders schnell und häufig teilen. Deshalb kann man sie mit der Chemotherapie sehr gut bekämpfen.

Allerdings teilen sich auch gesunde Körperzellen und werden durch die Zytostatika ebenfalls geschädigt, wenn auch nicht so stark wie Tumorzellen. Besonders betroffen sind unter den gesunden Zellen diejenigen, die sich natürlicherweise häufig teilen. Das sind die blutbildendenden Zellen des Knochenmarks, die Zellen der Haarwurzeln, die Magen- und Darmschleimhautzellen sowie die Zellen der Mundschleimhaut. Das ist auch der Grund für die häufigen und durchaus belastenden Nebenwirkungen.

Chemozyklen – dem Körper Pausen zur Erholung gönnen

Die Chemotherapie erfolgt nach einem klar definierten vorab in Studien geprüften Plan, der die vorgesehenen Dosierungen und die zeitlichen Abstände der Medikamentengabe vorgibt. Üblicherweise werden die Medikamente „im Block“ verabreicht, an den sich eine Pause anschließt. Einen derartigen Behandlungsabschnitt bezeichnet man als Zyklus. In den Behandlungspausen von zwei bis drei Wochen Dauer können sich gesunde Gewebe und Organe von den zellschädigenden Wirkungen der Zytostatika erholen. In der Regel folgen vier bis sechs Zyklen aufeinander.

mamazone Tipp

Planen Sie Unternehmungen und Aufgaben, bei denen Sie einigermaßen fit sein sollten, jeweils gegen Ende eines Zyklus. In diesem Zeitraum geht es Ihnen erfahrungsgemäß besser als in den ersten Tagen nach der Gabe der Chemotherapeutika. So können Sie Aufgaben leichter erledigen, Unternehmungen besser genießen.

Zytostatika – Viele Medikamente stehen zur Auswahl

Bei einer Brustkrebs-Chemotherapie kommen im wesentlichen Zytostatika aus den Wirkstoffgruppen Antrazykline, Taxane und Platinderivate zum Einsatz. In jeder dieser Wirkstoffgruppen stehen mehrere verschiedene Medikamente zur Verfügung. Je nach Tumortyp eignen sich Chemotherapeutika mal aus der einen, mal aus der anderen Wirkstoffgruppe besser für Ihre Therapie. Auch haben diese Medikamente teilweise ein unterschiedliches Nebenwirkungsprofil, das Ihr Ärzteteam der Festlegung Ihres Chemo-Behandlungsplanes berücksichtigen wird.

Vor Beginn der Therapie

Fruchtbarkeit erhalten

Patientinnen, die zum Diagnosezeitpunkt noch ihre Menstruation haben, kommen durch die Chemotherapie häufig ganz plötzlich in die Wechseljahre, denn die Behandlung beeinträchtigt die Funktion der Eierstöcke. Ob die Funktion der Eierstöcke nach Abschluss der Behandlung wieder einsetzt ist abhängig vom Alter der Patientin und der Wahl der Zytostatika. Je jünger die Patientin ist, umso wahrscheinlicher ist dies.

Sie können aber Ihre Chancen auf eine spätere Schwangerschaft durch geeignete Maßnahmen vor Beginn der Chemotherapie deutlich erhöhen. Bitte sprechen Sie über Ihren Kinderwunsch frühzeitig mit Ihrem Ärzteteam und beachten Sie hierzu unsere Informationen zum Thema Kinderwunsch und Brustkrebs

Der Port – Dein Freund und Helfer

Die meisten Chemotherapeutika werden als Infusionen verabreicht. Dann ist die Implantierung eines Portkatheters, kurz Port genannt, praktisch immer anzuraten. Es handelt sich dabei um eine Art „Trichter“ bestehend aus einer kleinen Kammer mit einer Membran und einem Katheterschlauch, der in eine große Vene mündet. Implantiert wird der Port unterhalb des Schlüsselbeins (auf der Gegenseite der Brustkrebserkrankung). Die Anlage erfolgt in der Regel ambulant und unter örtlicher Betäubung vor Beginn der Chemotherapie. Um die Chemotherapeutika zu verabreichen wird dann durch die Portmembran mit einer Kanüle gestochen und die Substanzen gelangen einfach und sicher in ein großes Blutgefäß.

Der Port

  • Hilft, die Armvenen zu schonen: Chemotherapeutika reizen die Gefäßwände und können in den schmalen Armvenen zu Venenentzündungen führen. Mit einem Port werden die Zytostatika direkt in die großen Herzvenen geleitet und sehr schnell verdünnt. So werden Ihre Blutgefäße geschont. Zudem kann der Port natürlich auch für die Infusion von anderen Medikamenten oder für Blutabnahmen genutzt werden.
  • ermöglicht das Risiko, dass Zytostatika versehentlich in umliegendes Gewebe eindringen, praktisch auszuschließen: Wenn Zytostatika versehentlich neben die Blutbahn laufen, schädigen sie das umliegende Gewebe. Anders als bei den Armvenen besteht das Risiko „danebenzustechen“ bei einem Port praktisch nicht.

Kleiner Wermutstropfen: Sie werden ein Narbe unterhalb des Schlüsselbeins behalten.

Adjuvant, neoadjuvant, palliativ

Wenn eine Chemotherapie indiziert ist, wird diese beim frühen Brustkrebs meist neoadjuvant, also vor der Operation gegeben. Der Brusttumor verkleinert sich dann normalerweise, und man kann das Ansprechen sehr gut überprüfen in der Brustdiagnostik. Da in den „neuen“ Tumorgrenzen operiert werden darf (gleiche onkologische Sicherheit ist hierfür nachgewiesen) kann die operative Entfernung einfacher werden.

Möglich ist auch eine adjuvante Chemotherapie, die in der Regel kurz nach der Operation und vor einer etwaigen Bestrahlung erfolgt. Das ist beispielsweise dann eine Option, wenn man zunächst davon ausging, auf eine Chemotherapie verzichten zu können, sich diese Einschätzung aber nach der Operation geändert hat. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn die Untersuchung des entfernten Tumorgewebes auf eine höhere Aggressivität hinweist als vor der Operation angenommen oder Lymphknoten einen unerwarteten hohen Tumorbefall aufweisen.

Haben sich bereits Fernmetastasen gebildet, wird die Chemotherapie palliativ, also symptomlindernd eingesetzt. Ziel ist es, Metastasen zu verkleinern und damit krebsbedingte Beschwerden zu lindern. Des Weiteren soll so ein weiteres Fortschreiten der Krebserkrankung möglichst lange verhindert werden.

Was kann ich jetzt sonst noch für mich tun?

Auch wenn die moderne Chemotherapie viel von ihrem Schrecken verloren hat, ist sie doch immer noch eine Behandlung mit vielen Nebenwirkungen. Versuchen Sie daher nach Möglichkeit, sich während der Phase der Chemotherapie möglichst wenig zusätzlichen Belastungen von außen auszusetzen und sich auf Ihr Gesundwerden zu konzentrieren. Bitten Sie Ihre Familie und Freunde, Sie in dieser Zeit zu unterstützen. Vielleicht tut Ihnen jetzt aber gerade auch die Ablenkung durch alltägliche Arbeit gut. Spüren Sie in sich hinein, was für Sie die besten Bedingungen für eine erfolgreiche Therapie sind und versuchen Sie möglichst, sich dieses Umfeld zu schaffen.

Fahrtkosten zur Chemotherapie

Benötigen Sie ein Taxi oder einen Krankentransport um zur Chemotherapie zu kommen? Dann kann Ihnen Ihr Arzt / Ihre Ärztin eine entsprechende Bescheinigung ausstellen, mit der Sie bei Ihrer Krankenkasse die Kostenübernahme beantragen können. Detailliertere Informationen hierzu finden Sie in unserem Kapitel Fahrtkosten.

Weitere Informationen

Vorträge von unseren Diplompatientinnen-Kongressen (nur für Mitglieder freigeschaltet)

2021 „Dreimal plus - Der triple positive Tumor“ von Prof. Dr. med. Christian Dannecker
2021 "Die P4 Studie - Neues vom PITX2 Test" von Dr. med. Dipl. med. Stefan Paepke
2018 "Fallstricke bei der Wahl der richtigen Chemotherapie - Neue Möglichkeiten durch den molekularen PITX2-Test" von Prof. Dr. Olaf G. Wilhelm

Links

01 2019 "Port zur Chemotherapie: Wie pflegen, wann entfernen?" auf der Seite des Deutschen Krebsinformationsdienstes