BrustkrebswissenRezidiv & Metastasierung

Therapien

Es gibt bereits viele verschiedene Behandlungsmöglichkeiten für metastasierten Brustkrebs und laufend kommen neue, oft vielversprechende Therapieoptionen hinzu. Wir berichten darüber regelmäßig in unserer Rubrik "Neues aus der Forschung"

Welche Therapie für Sie geeignet ist, hängt von mehreren Faktoren ab:

  • In welchem oder in welchen Organen hat sich eine oder mehrere Metastase(n) gebildet (Lunge, Leber, Gehirn, Haut)
  • oder ist das Skelett betroffen? (Knochenmetastase)
  • Haben Sie nur einige wenige Metastasen (Oligometasen) oder sehr viele?
  • Wie lautet die genaue Tumorbiologie der Metastase(n)? Bei mehreren Metastasen kann diese auch durchaus unterschiedlich sein oder sie können abweichen von der ursprünglichen Erkrankung. Eine möglichst genaue Tumordiagnostik  ist hier also sehr wichtig!  

Grundsätzlich lassen sich die Therapiemöglichkeiten einteilen in lokale und systemische (den gesamten Körper betreffend) Therapien.

Lokale Therapien

Unter einer lokalen Therapie versteht man beim metastasierten Brustkrebs das Entfernen einzelner Metastasen beispielsweise durch:

  • Operation
  • Strahlentherapie (Radiotherapie)
  • Radiochirurgie: Die Metastasen werden meist in nur in einer Sitzung mit sehr hoher Dosis bestrahlt und somit zerstört. Hierunter fallen auch Behandlungen mit dem sogenannten Cyberknife und dem Gammaknife
  • Radiofrequenz Ablation (RFA) und Mikrowellen Ablation (MWA) – Zerstörung der Metastase mittels Hitze
  • Irreversible Elektroporation (IRE) – Zerstörung der Metastase mittels Strom 
  • Selektive interne Radiotherapie (SIRT oder auch Radioembolisation) – Zerstörung von Lebermetastasen mittels Strahlung. Es werden radioaktive Partikel in das Tumorgebiet gespritzt und so das Tumorgewebe von innen heraus durch Strahlung zerstört. Zusätzlich blockieren die radioaktiven Partikel die Blutzufuhr zur Metastase; Der Tumor wird „ausgehungert“.

Diese Therapieformen kommen (mit Ausnahme der selektiven internen Radiotherapie) nur in Frage, wenn es sich um einzelne, wenige Metastasen handelt, die man entfernen möchte.

Systemische Therapie

Mit einer systemischen Therapie versucht man idealerweise alle Metastasen und auch Krebszellen, aus denen sich noch Metastasen entwickeln könnten, anzugreifen. Darunter fallen

  • Chemotherapie
  • Antihormonelle Therapien
  • Zielgerichtete Therapien: Zielgerichtete Therapien richten sich gegen bestimmte Eigenschaften der Krebszellen, die für das Tumorwachstum wichtig sind. Sie sind auf biologische Merkmale des Tumors ausgerichtet. Deshalb kann eine bestimmte zielgerichtete Therapie auch nur dann wirken, wenn die Tumorzellen  die für diese Therapie notwendigen Merkmale aufweisen. Eine Therapie mit dem Antikörper Herceptin beispielsweise ist nur dann zielführend, wenn der Tumor HER2 rezeptor positiv ist.
  • Kombination von Chemotherapie und/oder mehreren zielgerichteten Therapien

Personalisierte Medizin und Molekulare Tumorboards

Wenn sich nach Ausschöpfung der vielen, verschiedenen Therapieoptionen abzeichnet, dass die Behandlung nach Leitlinie allmählich an ihre Grenzen stößt, kann die Einbeziehung eines molekularen Tumorboards eine gute Option sein. Molekulare Tumorboards gibt es an Unikliniken mit  einem ZPM  (Zentrum für Personalisierte Medizin.)

Dort ist man darauf spezialisiert im Tumorgewebe, teilweise auch im Blut, umfassend nach molekularbiologischen Besonderheiten zu suchen, die dann mit zielgerichteten Therapien effektiv angegriffen werden können. Nach Durchsprache der Untersuchungsergebnisse gibt das molekulare Tumorboard eine entsprechende Therapieempfehlung an Sie und ihr Behandlungsteam ab.

Sowohl die Zuweisung an ein ZPM erfolgt, als auch die Durchführung der vom ZPM empfohlenen Behandlung, erfolgt durch Ihr vertrautes Ärzteteam.

Umfassende Informationen zu diesem Thema finden Sie auf der Seite des dnpm (Deutsches Netzwerk für Personalisierte Medizin).

Teilnahme an Klinischen Studien – eine zusätzliche Chance?

Gerade für Patientinnen mit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen werden immer wieder Studien zu neuen Therapien aufgelegt. Vielleicht ist eine neuartige Therapie bereits am Start, die für Sie den entscheidenden Behandlungsvorteil bringt. Im Rahmen einer Studie würden Sie frühzeitig davon profitieren. Das ist eine Chance, die Sie nutzen können! Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob es aktuell eine für Ihre Situation passende Studie gibt und entscheiden Sie dann in Ruhe, ob Sie daran teilnehmen möchten.

Wichtige Informationen über klinische Studien, zum Beispiel, wie eine klinische Studie konzipiert wird, welche Genehmigungsverfahren sie durchlaufen muss, wo Informationen über aktuell laufende Studien hinterlegt sind und vieles mehr finden Sie hier.

Weitere Informationen

Vorträge von unseren Diplompatientinnen-Kongressen (nur für Mitglieder freigeschaltet)

2023 "Hoffnung für Fortgeschrittene: Molekulares Tumorboard" von Prof. Dr. med. Thomas Seufferlein
2021 "Linderung durch die Palliative Radiotherapie" von Dr. med. Markus Notter
2019 "Strahlen und Wärme - Hilfe bei Brustkrebs-Hautmetastasen" von Dr. med. Markus Notter

Links

DNPM (Deutsches Netzwerk für personalisierte Medizin)

04 2024 "Einzelne Knochenmetastase: Bestrahlung oder OP?" auf der Seite des DKFZ
04 2023 "Histotripsie" auf der Seite des Universitätsklinikums Magdeburg
06 2022 "Knochenmetastasen bei Krebs: Entstehung, Diagnose und Behandlung" auf der Seite des DKFZ
04 2022 "Mit Schallwellen gegen Leberkrebs" auf SCINEXX.de
                "Histotripsie: Innovative Methode zerstört Krebszellen" auf der Seite des städtischen Klinikums Braunschweig
01 2022 "Klinische Studie am Klinikum - Tumorgewebe mit Mikrobläschen zerstören" auf der Seite des städtischen Klinikums Braunschweig
07 2020 "Lebermetastasen bei Krebs: Entstehung, Diagnose und Behandlung" auf der Seite des DKFZ