Deutscher Senologiekongress 2022, Stuttgart Bericht von Cornelia Stüwe, Manuela Paul, Iris Sparenberg und Eugenia Krone für mamazone – Frauen und Forschung gegen Brustkrebs e. V. Das Motto der 41. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie ist „Optimale Behandlung für jede Patientin“. Neben dem zentralen Thema „das Mammographie-Screening unter Berücksichtigung neuester Studien und Entwicklungen“ stellt man neue Therapiestrategien in der operativen Therapie, Systemtherapie und Strahlentherapie sowie prognostische Tests vor und diskutiert sie aus. Außerdem kann man an interaktiven Tumorboards und Fallkonferenzen teilnehmen. Sehr einladend sind auch die informativen Gespräche auf der Poster- und Industrieausstellung. Das Angebot ist wirklich vielfältig und groß. Vertreten sind Wissenschaftler, praktizierende Ärzte, Pharmaunternehmen und auch wir, Selbsthilfeorganisationen. Sicherlich hat jede Gruppe ihre eigenen Ziele und Erwartungen von diesem Kongress. Unser Anliegen hier ist, etwas Neues zu den für uns Patientinnen relevanten Themen zu erfahren und mitzunehmen. Die Aufnahmefähigkeit ist nicht uneingeschränkt, insofern geht es in dem Bericht auch um das „relevante“ Wissen und unsere Eindrücke und Einblicke. Abschließend will ich sagen, dass es ein schönes Gefühl ist, bei solch einer bedeutenden Veranstaltung dabei zu sein, zuhören zu dürfen und zugleich auch gehört zu werden. Von Cornelia Stüwe Bericht über meine Teilnahme an der 41. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie e. V. 2022 in Stuttgart Ich nahm an folgenden Sitzungen teil: Donnerstag, 30. Juni, 10:00 - 11:30 DCIS: Status 2022 Vorsitz: Prof. Dr. med. Rüdiger Schulz-Wendtland, Erlangen Vorsitz: Prof. Dr. Dr. h.c. Frederik Wenz, Freiburg i. B. Inzidenz und Prognose Dr. med. Karin Bock, Gießen, Leiterin Referenzzentrum Mammographie SüdWest Einfluss auf Inzidenz durch pathologische Bewertung der Biopsie Runde Verkalkungen in Mammografie sind nicht immer harmlos, vor allem nicht in den Milchgängen Low-Grade-DCIS ist in Mammografie schlecht zu finden 20 % der im Mammografie-Screening-Programm (MSP) gefundenen Karzinome sind DCIS Von den gefundenen DCIS überwiegend high grade und middle grade Der DKB-Bericht 2021 betrifft Auditjahr 2020 wobei kurativ und Screening gemischt Prognosefaktoren bei AGO 2022 nachlesen Frage der Überdiagnose blieb offen DGS-Wissenschaftspreis: Einfluss von der Tumormikroumgebung und von 5a-Dihydroprogesteron (5aP) in der Entwicklung von DCIS zu Invasivem Brustkrebs Dr. med. Marina Sourouni, Münster, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Brustzentrum, Universitätsklinikum Münster Forschung in vitro nur für wenige Tage möglich, weil Zellen spätestens nach 2 Wochen absterben 5aP hat keinen Einfluss auf Weiterentwicklung des DCIS Statistisch signifikanter Einfluss von Lymphoblasten der Tumorumgebung auf DCIS-Weiterentwicklung Operation: Wie ausgedehnt? PD Dr. med. Marion van Mackelenbergh, Kiel (ausgefallen) Aufzeichnung: Strahlentherapie: Immer notwendig? Dr. med. David Krug, Kiel, Klinik für Strahlentherapie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Viele alte Studien zitiert und z. T. Kombinationen von Strahlentherapie (xRT) und Tamoxifentherapie m. E. keine Evidenz für signifikanten Vorteil von xRT bei DCIS vor allem im Hinblick auf Nebenwirkungen und Spätfolgen der xRT hohe Angst vor Rezidiven bei Patientinnen (mein Kommentar: starke Betonung der Patientinnenpräferenz – merkbare Schulung in SDM) Aufzeichnung: Systemtherapie: Wann indiziert? Prof. Dr. med. Achim Rody, Lübeck, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Überwiegend alte Studien 5-25% aller DCIS sind tatsächlich invasiv Bei hormonsensitiven erfolgt meist Tamoxifentherapie oder Aromatasehemmer Kein statistisch signifikanter Effekt Anastrozol leicht besser als Tamoxifen, aber Nebenwirkungen beachten Eventuell Tamoxifen low dose und verkürzt: 5 mg und 3 Jahre, unveränderte Wirkung bei weniger Nebenwirkungen https://nomograms.mskcc.org/breast/DuctalCarcinomaInSituRecurrencePage.aspx nutzen oder „OncoTyp DCIS“, aber relativ ungenau ASCO 2022 Whitworth et al. #S02: ein 7-Gene-Risk-Score für DCIS vorgestellt und Tam/Ana nur mit leichtem Effekt bei high risk DCIS Trastuzumab bei HER2+ DCIS (etwa 35% aller DCIS) kein signifikanter Vorteil aber Nebenwirkungen beachten s.a AGO 2022 Donnerstag, 30. Juni, 14:45 - 16:15 Dilemma dichte Brust Vorsitz: Prof. Dr. med. Ulrich Bick, Berlin Vorsitz: Dr. med. Karin Bock, Gießen Vorsitz: Dr. med. Johann Christian de Waal, Dachau Hohe Brustdichte - Definition, Häufigkeit, Risikoerhöhung Prof. Dr. med. Katja C. Siegmann-Luz, Berlin, Referenzzentrum Mammographie Screening Berlin Es gibt verschiedene Scores zur Bewertung der Brustdrüsendichte: ACR, BI-RADS, Mammasoft (IT-Lösung), … Bewertung des Dichteanteils in Abstufungen von < 25%, über 25-50%, 50-75% und >75% stark interpretationsanfällig Menge des fibroglandulärem Gewebe in Drüsenkörper ergibt Dichte ACR-Dichtebestimmung sehr subjektiv, bei einem Zirkeltest Abweichungen von 30%, bei einer Beurteilung durch den selben Mediziner:in zu unterschiedlichen Zeitpunkten Abweichungen von 23 % Wegen fehlender Vereinheitlichung bisher keine Anwendung von Software möglich Allerdings gibt es Software: Density, Volpara, DeSee, Mammasoft, … Bei 4-stufigen Scores kommen der niedrigste und der höchste zu je 10% vor (USA-Screening ab 40 Jahre), im MSP je 6 bzw. 7 % und die beiden mittleren Stufen je zu 40% das Erkrankungsrisiko bei der höchsten Dichtestufe beträgt etwa 1,2 bis 1,3-fache des Risikos bei der niedrigsten Stufe Risikofaktoren Übergewicht und Alkohol wiegen deutlich schwerer als eine dichte Brust Screening bei dichter Brust - ein Widerspruch? Prof. Dr. med. Stefanie Weigel, Münster, Universitätsklinikum Münster Mitverantwortliche der Tosyma-Studie 25 % der gefundenen Intervallkarzinome bei Dichtegrad 4 Intervallkarzinomrate beträgt bei Dichte 2 = 1,51, bei 3 = 3,11 und bei 4 = 5,9 Sensitivität der digitalen Mammografie (technisch bedingt) beträgt bei Dichte 2 und 3 etwa 75-80% und bei 4 etwa 50% Fragwürdige Vermengung und Verwendung von vor allem relativen Risikozahlen! Es fehlen absolute Zahlen bzw. die Basis der relativen! Ist Ultraschall die Lösung? Prof. Dr. med. Sylvia H. Heywang-Köbrunner, München, Referenzzentrum-Mammographie München Mitverantwortliche bei Sono-Studie DIMASOS In japanischer Studie konnten Intervallkarzinomraten halbiert werden durch zusätzliches Sono Sono im MSP logistisch und personell sehr aufwendig DIMASOS innerhalb des MSP, läuft noch Es gibt schon 3 große internationale Studien: ASTOUND1 und 2, Donnerstag, 30. Juni, 17:45 - 19:15 Update diagnostische Methoden Vorsitz: Prof. Dr. med. Falko Fend, Tübingen Vorsitz: Prof. Dr. med. Hans-Joachim Lück, Hannover Vorsitz: Prof. Dr. med. Zsuzsanna Varga, Zürich, Schweiz HER2-positiv neu definiert - how low can we go Prof. Dr. med. Annette Lebeau, Hamburg, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, eigenes Labor in Lübeck, Ausbilderin für Mammapathologinnen, … Neues Medikament in DESTINY-BREAST04: T-Dxd new ADC Wirkt auch bei HER2-Score von 1+, was ursprünglich als HER2-negativ galt, und bei TNBC Deshalb sinnvollerweise eine neue Klassifikation des HER2-Status 0 in 0 und <10% = HER2-negativ 1+ und 2+ (FISH neg.) = HER2-low trifft auf etwa 50% zu 3+ = HER2-positiv schwierige Grenzziehung zwischen 0 und 1+ (aktuell laufende Studie in USA): Testsensitivität ist ein Kriterium und Heterogenität des Tumors ein weiteres aktuell Studie abgeschlossen und bei JAMA Oncol eingereicht es ist intensives Training notwendig neue Test-Assays sind nicht notwendig Ki67 - Ist die Standardisierung jetzt erreicht? Prof. Dr. med. Hans H. Kreipe, Hannover, Medizinische Hochschule Hannover Reproduzierbarkeit vor allem um den cut-off herum sehr schwierig Computergestützte Bestimmung z. Z. fraglich wegen der unterschiedlichen Zuweisung des Testfeldes ADAPT-Studie zum dynamischen Ki67, wenn Ki67 unter adjuvanter AHT stark absinkt, kann auf Chemo verzichtet werden (AHT vor OP, Biopsie vor AHT und nach AHT aber vor OP) PD-L1 - welcher Test und wann? Prof. Dr. med. Annette Lebeau, Hamburg PD-L1-Scores: IC Score = gefärbte inflammatorische Zellen (IC) im Verhältnis zur Tumorfläche in % Anteil der Fläche des Tumors in %, der durch PD-L1-positive tumorinfiltrierende Immunzellen (Lymphozyten, Makrophagen, dendritische Zellen, Granulozyten) besetzt ist Berücksichtigt zytoplasmatische, granuläre und membranäre Färbung; Lymphozyten, Makrophagen, dendritische Zellen, Granulozyten Ausgenommen Tumorzellen, Epithelien, Nekrosen Atezolizumab => nur Immunzellen CPS = gefärbte Tumorzellen (TC) und gefärbte mononukleäre IC im Verhältnis zu Tumorzellen in % Berücksichtigt lineare Färbung Tumorzellen, zytoplasmatische und membranäre Färbung Immunzellen (Radius 20x Objektiv um invasive Tumrozellen) Ausgenommen Granulozyten, Epithelien, Nekrosen Pembrolizumab => Immunzellen und Tumorzellen TPS = gefärbte Tumorzellen im Verhältnis zu Tumorzellen gesamt in % Berücksichtigt lineare Färbung Tumorzellen Ausgenommen alle Arten von Immunzellen, Epithelien, Nekrosen Pembrolizumab => nur Tumorzellen in den Studien eingesetzte Test-Assays: Atezolizumab Durvalumab Nivolumab Pembrolizumab IHC-Testassay der Zulassungsstudie SP-142 SP-263 28-8 22C3 Test-Plattform IHC BenchMark ULTRA BenchMark ULTRA Link48 Autostainer Link48 Autostainer Hersteller Ventana Ventana Dako Dako Medikamentenzulassung in Europa aber ohne Bindung an bestimmte diagnostische Antikörper! Indikations-abhängige Scores und cut-offs sind allerdings vorgegeben Reproduzierbarkeit und Vergleichbarkeit der IHC-Tests: Die kommerziellen Test-Assays führen zu reproduzierbaren Ergebnissen. Die test-Assays sind in Abhängigkeit von der Indikation begrenzt austauschbar, da sie für unterschiedliche Zwecke entwickelt wurden und insbesondere in ihrer Sensitivität variieren, Tumorzellen zu markieren (Tumorzellsensitivität: SP142 << 22C3 pharm Dx < 28-8 pharm Dx < SP 263). Gut entwickelte laborvalidierte Testprotokolle (LDTs) können im direkten Vergleich eine höhere Genauigkeit erreichen als kommerzielle Testkits, die für einen anderen Zweck konzipiert wurden. s.a AGO 2022 zum TNBC PD-L1 könnte falsch negativ sein, wenn aus Leber- oder Knochenmetastasen entnommen Fastzulassung für frühes TNBC Darmmikrobiom beeinflusst Wirkung von PD-L1 www.mammakarzinomportal.eu Fachportal zu Pathologie „Es ist immer die Frage, ob ich das Unwissen auf der anderen Seite wissen möchte.“ Prof. Lebeau 18:42 Uhr Freier Vortrag: PD1, PD-L1 und PD-L2 beim tripelnegativen Mammakarzinom Kathleen Schüler, Halle (Saale), Doktorandin Universitätsklinik und Poliklinik für Gynäkologie, Universitätsklinikum Halle (Saale) Hintergrund: Hemmender Einfluss von PD-L1 und PD-L2 auf z.B. Inflammation Expression in Tumorzellen zur Hemmung der Immunantwort Fragestellung: Gibt es eine Assoziation der mRNA-Expressionen mit der TILs-Infiltration? Gibt es eine Assoziation zum krankheitsfreien Überleben (RFI) und Gesamtüberleben (OS)? Antwort mit multizentrischer Studie, prospektiv mit Nachbeobachtung zwischen 1 und 123 Monaten TILs-Evaluation an HE-Schnitten nach Salgado und RNA-Expressionsanalysen mittels Microarraydaten 134 TNBC davon 10 ohne Chemo, von 124 TNBC mit Chemo bei 9 keine Expressionsanalyse (Affymetrix®, HG U133 Plus 2.0) für PD-L1 (PDCD1LG2), PD-L2 (CD273) und PD1 (PDCD1) 51 % zwischen 51-75 Jahre, duktal 85%, Tumorgröße 2-5 cm bei 53%, Nodal 50:50, Grading 59% G3 Ergebnis: Keine Korrelation von TILs mit PD1 und PD-L1 Schwache Korrelation von TILs mit PD-L2 (0,322) Korrelation von PD1 mit PD-L1 (0,494) und von PD-L1 mit PD-L2 (0,208) Hohe TILS und PD-L1 Expressionen sowie niedrige PD1 und PD-L2 Expressionen zeigen günstigen Einfluss auf Prognose Hohe Expression von PD1 und niedrige Expression von PD-L1 bilden Gruppe mit ungünstiger Prognose Molekulare Diagnostik - NGS und andere Methoden Prof. Dr. med. Hans-Peter Sinn, Heidelberg, Klinikum Heidelberg Freitag, 1. Juli, 08:45 - 10:15 Neues aus der integrativen Medizin – Resilienz und Lebensqualität erhöhen und erhalten! Vorsitz: Prof. Dr. med. Matthias Kalder, Marburg Vorsitz: PD Dr. med. Daniela Paepke, München Vorsitz: Dr. med. Andre-Robert Rotmann, Rodgau Da geht noch was! Resilienz fördernde Therapien während der Akuttherapie Dr. med. Petra Voiß, Essen, Klinik für Senologie / Brustzentrum Integrative Onkologie / Naturheilkunde, KEM | Evang. Kliniken Essen-Mitte Resilienz heißt die Kraft und die Möglichkeit in die Ausgangslage zurückzukehren nach gravierenden Veränderungen / Traumata = bouncing back in a difficult situation Interessante Studien: Cordova et al. 2017 Anisman 2015 Oppegaard et al. 2021 supportive care in cancer 29, .. Ludolph et al. 2019, Dt. Ärzteblatt 2019, 119, 865-72 s. a. www.uni-due.de/naturheilkunde Resilienzfragebogen CDRS Angst steht im Zusammenhang mit Depression, Stress und Schlafstörungen s.a. AWMF-S3-Leitlinie 2021-11 Tagesklinik in Essen hatte nur zwei Wochen coronabedingt Pause und keine Corona-Ausbruch Begleitende Studie Haller von 2020 Aktiv in der Kommission der AGO IMED Gute Akzeptanz der Patientinnen, hohe Motivation zur Teilnahme vermutet wegen angebotener Akkupunkturtherapie Weiterer Schwerpunkt muss auf Arzt-Patienten-Kommunikation gesetzt werden, sucht noch Trainingsmöglichkeiten (mein Kommentar: SDM-Projekt am UKSH Kiel unbekannt) Frage nach Kooperation mit Berliner Klinik, die eine Tagesklinik neu einrichten möchte positiv beschieden (mein Kommentar: es fehlte der Hinweis auf die seit über 10 Jahren bestehende Tagesklinik am Immanuel-KH in Berlin) Mindful-Self-Compassion in Healthcare Communities - Resilienz bei Behandlern ausbilden und stärken Dr. Claudia Löffler, Würzburg, Komplementäre Onkologie Integrativ (KOI), Uniklinik Würzburg Erhöhte Gefahr von Suchterkrankungen, Selbstmord, burn out und Depression bei medizinischen Profis Besser Mitgefühl statt Mitleid Mitgefühl spricht das körpereigene Belohnungssystem an Mitleid spricht das körpereigene Stresssystem an Beispiel für Alarmsystem: Die Katze streunt durch den Garten, ein fremder Hund biegt um die Ecke Beispiel für Antriebssystem: Die Katze streunt durch den Garten, ein Vogel kommt vorbei Beides aktiviert den Sympatikus Beispiel für Fürsorgesystem: Die Katze streunt durch den Garten und legt sich in die Sonne Beruhigend = Parasympatikus Trainingstool in USA entwickelt MSC nach Kristin Neff und Chris Germen (Harvard) Wird während der Arbeitszeit trainiert mit 6 x 1 h pro Woche Vermittelt Techniken der Stressreduktion für Akutsituationen www.centerforMSC.org www.chrisgermer.com www.self-compassion.org https://www.msc-selbstmitgefuehl.org Mein Kommentar: machen uns Patienten kranke Gesundheitsprofis krank? Weshalb uns Patientinnen die Gesundheit der Gesundheitsprofis interessieren sollte. Periphere Polyneuropathie - vorbeugen, behandeln, lindern Dr. med. Petra Voiß in Vertretung für Dr. med. Christine Zeder-Göß, Nürnberg Von PP 35-50% der onkologischen Patientinnen betroffen, bei Kombinations-Chemotherapien erhöhtes Risiko s.a. AGO 2022 Prophylaxe: Kompression der Hände mit zu kleinen OP-Handschuhen, 2 Paar übereinander; effektiver als Kühlung und besser tolerable Kompression der Füße mit Neoprenschuhen für Taucher (auch 1-2 Nummern zu klein) Duloxetin zur Behandlung wird in Praxis oft abgelehnt oder abgebrochen durch Patientinnen Capsaecin oder Metholcreme wirkt vermutlich durch Übererregung der Nerven mit anschließender Abregung Prof. Thomsen Halle/Saale verweist auf AGO 2022 Aconit-Schmerzöl von Wala empfohlen CBD-Öl könnte interessant sein (sehr gute praktische Erfahrungen, aber z.Z. keine Studiendaten) Kalte Knie- und Armgüsse nach Kneipp gut wirksam Biologische Therapien - Evidenz und Möglichkeiten Prof. Dr. med. Dorothea Fischer, Potsdam, Leitende Chefärztin Klinikum Ernst von Bergmann gGmbH und am NCCT in Heidelberg In der Schulmedizin bedeutet biologische Therapie beim Einsatz von Botenstoffen für Immunsystem: Interleukine, Interferone, Wachstumsfaktoren, Antikörper, Tumorimpfungen, Gentherapie Ganzheitliche biologische Behandlung hat 4 Säulen: Psychische Stabilisierung, körperliche Aktivierung, Stoffwechselregulation, Stimulierung des Immunsystems Freitag, 1. Juli, 10:45 - 12:15 Späte Implantatkomplikationen Vorsitz: Prof. Dr. Christoph Heitmann, München Vorsitz: Prof. Dr. med. Christine Solbach, Frankfurt am Main BII, Asia-Syndrom, BIA-ALCL, aus medizinischer Sicht Prof. Dr. med. Christine Solbach, Frankfurt am Main, Universitätsklinikum Frankfurt Goethe Universität BII = breast implantat Illness ASIA = autoimmune / autoinflamatorisches Syndrom induced by adjuvants Noch keine allgemeine Anerkennung als eigen Erkrankung Viele Fragen, wenige Antworten Vor allem Implantate mit strukturierter Oberfläche stehen im Verdacht als Ursache Freier Vortrag: Autologe Brustrekonstruktion in komplizierten Fällen und Senkundärrekonstruktion nach Lappenverlust - retrospektive Single-Center Analyse aus 15 Jahren Dr. Andreas Wolter, Düsseldorf, Sana Kliniken Düsseldorf, Krankenhaus Gerresheim Ct- Angiographie ist ein MUSS VOR einer Brustrekonstruktion En-block Implantatentfernung, und dann? Dr. med. Daniela Rezek, Wesel, Brustkrebszentrum am Evangelischen Krankenhaus Wesel Winston Churchill: „Erfolg ist nicht final, Misserfolg (ist) nicht fatal, was zählt ist der Mut weiter zu machen.“ Oft en-block-Entfernung nicht möglich wegen Verwachsung mit Brustwand, Gefahr der Lungenverletzung, etc Kapselfibrose - Prävention und Therapie Dr. Katharina Kelling, Frankfurt am Main, Gynäkologie, AGAPLESION Markus Krankenhaus Brustimplantate mit strukturierter Oberfläche erzeugen weniger Kapselfibrosen als mit glatter Spülen der Implantate mit Jodlösung scheint hilfreich Von Manuela Paul Bericht über meine Teilnahme an der 41. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie e. V. 2022 in Stuttgart 3 Vorträge beim Senologie Kongress beschäftigten mich rückblickend am meisten: Donnerstag, 30. Juni, 10:00 - 11:30 Sport, Ernährung und Mammakarzinom Vorsitz: Dr. med. Thomas Kuhn, Stuttgart Vorsitz: Dr. med. Petra Voiß, Essen Referenten: Dr. med. Daniela Paepke, München; Sara Albers, Berlin; Siri Goldschmidt, Heidelberg; Jacqueline Lammert, München; Prof. Dr. med. Marion Kiechle, München. Die Vorträge Sport, Ernährung und Mamakarzinom zeigten eindrucksvoll, wie einfach man doch sein Brustkrebsrisiko und die Rückfallwahrscheinlichkeit beeinflussen kann. Kurz zusammengefasst verbessert ein Normalgewicht die Prognose nach einer Erkrankung unabhängig vom Hormonrezeptorstatus. Es gibt eine nicht unerhebliche Risikosenkung durch Mediterrane Ernährung. Der Überlebensvorteil liegt bei Normalgewichtigen bei 14%. Die Mortalitätsrate ist bei Übergewichtigen 30 Jahre nach Erkrankung 38% höher. Intervallfasten 14:10 ist die beste Abnehmmethode um das Rezidivrisiko zu senken. Olivenöl und Nüsse täglich senken das Brustkrebsrisiko um 51%. Alkohol steigert das Brustkrebsrisiko ( < 12,5g 4-15% ). ( > 15g 35% ). Fast alle Frauen mit einem Rezidiv haben einen Vitamin D Mangel. Deshalb jährlich den Spiegel messen lassen und bei Mangel substituieren. Ab Diagnose sollte jede Patientin eine Ernährungsberatung in Anspruch nehmen. Bewegung ist genauso effektiv wie die Antihormontherapie. Bei Bewegung besteht eine 47% niedrigere Mortalität. 30 Minuten Bewegung (zügiges Gehen) am Tag reduziert das Rückfallrisiko um 50%. Donnerstag, 30. Juni, 14:45 - 16:15 Dilemma dichte Brust Vorsitz: Prof. Dr. med. Ulrich Bick, Berlin Vorsitz: Dr. med. Karin Bock, Gießen Vorsitz: Dr. med. Johann Christian de Waal, Dachau Meine Notizen: Bei hoher Brustdichte besteht ein moderates Brustkrebsrisiko. Die Tomosynthese hat einen Vorteil bei der Erkennung von Brustkrebs gegenüber der Mammografie. Laut To Sy Ma – Studie (Tomosynthese + synthetische Mammografie) werden mehr Karzinome gefunden und der Tumordurchmesser ist geringer. Bei der Tomosynthese gibt es eine Minderung von fortgeschrittener Tumorarten. Die Mammografie ist nicht mehr für alle Frauen richtig. Bei dichter Brust sinkt die Mortalität durch MR – Screening. Zu guter Letzt kam man zu der Erkenntnis, dass die AGO - Leitlinien nicht mehr zeitgemäß sind. Leider sind die letzten Studien dazu schon 30 Jahre alt. Mittlerweile gibt es viele neue Medikamente und Therapien, die noch nicht berücksichtigt sind. Hoffnung macht, dass es neue Studien geben wird. Allerdings wird es noch eine ganze Zeit dauern, bis sich etwas an den Leitlinien ändert. Von Iris Sparenberg Bericht über meine Teilnahme an der 41. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie e. V. 2022 in Stuttgart Für jemand, der das erste Mal an dem Kongress teilnimmt, ist es zuerst erschlagend viel Input. Aber Der DCIS Vortrag war ziemlich aufschlussreich, dass es so viele verschiedene Arten von DCIS gibt, hatte ich bis dahin nicht gewusst. Leider war ich mit der Aufnahme von so viel Input zu Beginn des Tages überfordert. Was aber sehr hilfreich für mich persönlich war, ist, dass es mittlerweile auch Erkenntnisse darüber gibt, dass durch die Bestrahlung einige Langzeitschäden auf der Haut bekannt sind und ich daher auch die Gewissheit habe, dass meine Probleme mit meiner Haut im Bestrahlungsbereich keine Einbildung sind. Lymphknoten: Faszinierend, dass es scheinbar so einfach ist. Lymphplatten aus der Bauchdecke oder aus der Halsregion zu entnehmen und in der Axilla zu transplantieren. Aus der Bauchdecke können die Platten bis zu 18cm lang sein und können dann auch geteilt werden. Die MLD wird nicht mehr nötig sein und was noch besser ist: Die leidigen Kompressionstrümpfe an den Armen bzw. gar eine Kompressionsweste oder Jacke werden wegfallen. Die Studien dazu sind vielversprechend. Industrieausstellung: in der Industrieausstellung war für mich hervorhebend zu erwähnen, dass es etwas gibt, wo durch Hauben, die an ein spezielles Kühlsystem angeschlossen werden, die Kopfhaut und somit auch die Haarwurzel so weit runtergekühlt werden, dass die Chemo schlechter in die Haarwurzel eindringen kann und somit der Haarausfall reduziert werden kann. Auch die Misteltherapie hörte sich vielversprechend an, so dass ich mich für einen Onlinekurs angemeldet habe, um da mehr davon kennenzulernen. Ich werde von den Schulungsergebnissen bestimmt später etwas Wissenswertes berichten können. Ich freue mich schon darauf, mehr zu erfahren und das Wissen weitergeben zu können.