BrustkrebswissenLeben mit Brustkrebs

Kinderwunsch und Brustkrebs

Sie sind noch jung und haben gerade die Diagnose Brustkrebs erhalten. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin werden Ihnen vermutlich zu einer Chemotherapie raten. Wenn Ihr Tumor hormonrezeptorpositiv ist, wird Ihnen zusätzlich eine mehrjährige Antihormontherapie (endokrine Therapie) empfohlen werden.

Insbesondere die Chemotherapie kann sich negativ auf Ihre Fruchtbarkeit (Fertilität) auswirken und dazu führen, dass Sie nach Abschluss der Therapie Schwierigkeiten haben, schwanger zu werden.

Die Antihormontherapie geht je nach Rückfallrisiko über fünf bis zehn Jahre. Das ist eine lange Zeitspanne und es ist ganz natürlich, dass Ihre Fruchtbarkeit in dieser Zeit nachlassen kann.

Während der Antihormontherapie mit Tamoxifen sollten Sie nicht schwanger werden, weil dies zu Fehlbildungen bei Ihrem Kind führen könnte.

Keinesfalls sollten Sie die antihormonelle Therapie einfach abbrechen, um sich Ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Wir raten Ihnen, sich stattdessen von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin umfassend und individuell beraten lassen, ob gegebenenfalls eine Unterbrechung der antihormonellen Therapie möglich wäre. Dabei gilt es abzuschätzen, wie hoch Ihr persönliches Rückfallrisiko aktuell noch ist und wie gut Ihre Chancen stehen, auch nach planmäßigem Abschluss der Antihormontherapie noch schwanger zu werden.

Erhöhtes Rückfallrisiko durch Schwangerschaft?

Bei Frauen mit hormonrezeptor-positivem Brustkrebs schwingt oft auch die Sorge mit, ob eine Schwangerschaft Ihr Rückfallrisiko erhöhen könnte.

Hier geben aktuelle Studien erfreulicherweise Entwarnung. Eine Metaanalyse von 2023 kam zu dem Schluss, dass eine Schwangerschaft nach hormonrezeptor-positivem Brustkrebs das Rückfallrisiko nicht erhöht. Allerdings sind Detailfragen, wie beispielsweise Auswirkungen der Art und Dauer der Antihormontherapie in dieser Studie nicht beleuchtet worden.

Inwieweit ein „Pausieren“ der Tamoxifeneinnahme das Rückfallrisiko von Brustkrebspatientinnen erhöht, ist leider noch nicht geklärt. Eine entsprechende Studie hierzu läuft noch bis 2028.

Im Dezember 2022 berichtete das Deutsche Ärzteblatt über erste Ergebnisse der POSITIVE Studie (Pregnancy Outcome and Safety of Interrupting Therapy for Women with Endocrine Responsive Breast Cancer) in seinem Artikel "Brustkrebs: Keine höheren Rezidivrisiken nach zweijähriger Therapie­unterbrechung wegen Schwangerschaft". Für die Bewertung der langfristigen Rezidivrisiken werden die Studienteilnehmerinnen weiterhin nachverfolgt.

Chancen auf spätere Schwangerschaft verbessern

Grundsätzlich gilt: Je jünger Sie sind, desto höher ist Ihre Chance nach Abschluss der Chemo- und / oder Antihormontherapie schwanger zu werden. 

Im Juni 2024 wurde auf der ASCO (American Society of Clinical Oncology) Jahrestagung eine Studie vorgestellt die zeigte, dass eine Schwangerschaft nach Brustkrebs bei 73% der Studienteilnehmerinnen möglich war. Diese Frauen waren zum Zeitpunkt der Diagnose höchstens 40 Jahre alt und hatten keine Metastasen. Nähere Informationen zu dieser Studie finden Sie hier

Gut zu wissen: Sie können Ihre Fertilität während der Therapie schützen und damit Ihre Chancen, später ein Kind zu bekommen, erhöhen.

1. Gabe von Medikamenten

Eine Möglichkeit ist mit bestimmten Medikamenten (sogenannten GnHR-Analoga) vor der Chemotherapie, Ihre Eierstöcke vorübergehend „ruhigzustellen“. Dadurch soll die Schädigung der Eierstöcke durch die Chemotherapie verringert werden. Sie erhalten eine Spritze mit dem Medikament und können danach sofort, also ohne Zeitverzug, mit Ihrer Krebstherapie beginnen.

2. Einfrieren von Eizellen oder Eierstockgewebe (Kryokonservierung)

Eine weitere Möglichkeit ist das Einfrieren von Eizellen oder Eierstockgewebe (Kryokonservierung), die dann nach Abschluss der Therapie – bei Bedarf - für eine Fertilitätsbehandlung zur Verfügung stehen.

  • Eizellen können sowohl im befruchteten als auch im unbefruchteten Zustand eingefroren werden, wobei die Erfolgsaussichten für eine spätere Schwangerschaft bei bereits befruchteten Eizellen höher sind. Für diese Maßnahme müssen Sie ca zwei Wochen Zeit einplanen.
     
  • Eierstockgewebe im Rahmen einer Operation entnehmen und einfrieren. Dies ist  auch bei Frauen oder Mädchen, die noch nicht geschlechtsreif sind, eine Option. Die Erfolgsaussichten für einen Fruchtbarkeitserhalt mit dieser Maßnahme sind allerdings nicht so hoch, wie mit der Kryokonservierung von Eizellen. Für diese Maßnahme benötigt man ca 2 Tage Zeit.

Wichtig:

Die Entnahme von Eizellen oder Eierstockgewebe muss vor Beginn der Chemo- oder Antihormontherapie erfolgen. Die Beratung und Durchführung von fertilitätserhaltenden Maßnahmen kann etwas Zeit in Anspruch nehmen, die Sie aber in den meisten Fällen haben werden.

Kyrokonservierung ist eine Kassenleistung

Die Kosten für die Kryokonservierung übernehmen seit dem 1. Juli 2021 bei Patientinnen im Alter von 18 - 40 Jahren die Krankenkassen.

Während die Kostenübernahme für die Kryokonservierung von Eizellen bereits in der Vergangenheit gut funktionierte, gab es bei der Kostenübernahme für die Kryokonservierung von Eierstockgewebe noch allzuoft Probleme.

Jetzt gibt es eine gute Nachricht für alle Betroffenen (bis Vollendung des 40 ten Lebensjahres) :
Die Kryokonservierung von Eierstockgewebe wird ab Juli 2023 Kassenleistung.

Unser mamazone-Rat:

Sprechen Sie bei Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin das Thema Kinderwunsch so früh wie möglich an!

Diese wissen, wie stark die zu erwartenden Auswirkungen der geplanten Krebstherapie auf Ihre Fruchtbarkeit sind und an welchen Zentren Sie sich zur weiteren Beratung und fertilitätsschützenden Behandlung wenden können.   

Lassen Sie sich auch beraten, wenn Sie noch nicht sicher sind, ob Sie später Kinder haben möchten oder nicht.

Weitere Informationen

Vorträge von unseren Diplompatientinnen-Kongressen (nur für Mitglieder freigeschaltet)

2019 "Mitten im Leben - Brustkrebs und Kinderwunsch" von Dr. med. Nina Ditsch
2021 "Fruchtbar bleiben - Die Cryokonservierung" von Dr. rer. nat. Dunja Baston- Büst

Links

Fertiprotekt - Hier finden Sie auch unter der Rubrik "Ansprechpartner" eine Liste von Ansprechpartnern und Kinderwunschzentren, die mit Fertiprotekt kooperieren

"Kryokonservierung" vom Gemeinsamen Bundesausschuss

09 2024 "Schwangerschaft nach hormonabhängigem Brustkrebs: Höheres Risiko für einen Rückfall?" auf der Seite des Deutschen Krebsinformationsdienstes
12 2023 "Safety of pregnancy after breast cancer in young women with hormone receptor-positive disease: a systematic review and meta-analysis" auf ESMO open
01 2024 "Gonadotropin Releasing Hormone agonist (GnRHa) during chemotherapy and post-cancer childbirths – a Nationwide population-based cohort study of 24,922 women diagnosed with cancer in Sweden" im eClinicalMedicine
12 2023 "Chemotherapie: Kohortenstudie schürt Zweifel an Fertilitätserhalt durch GnRHa" im Deutschen Ärzteblatt und
06 2023 "Kryokonservierung von Ovarialgewebe ab Juli Kassenleistung"  im Deutschen Ärzteblatt
11 2022 "Kinderwunsch nach Krebs" auf der Seite des Deutschen Krebsinformationsdienstes
08 2022  "Kryokonservierung von Eierstockgewebe wird Kassenleistung" im Deutschen Ärzteblatt
05 2022 "Recht auf Kryokonservierung immer noch lueckenhaft" im Deutschen Ärzteblatt